26.12.2014

Angelehnt warten

Lese diesen Artikel über Stadtmöbel und muss an die Bushaltestellen von Dalian denken, deren Unterstände zum Anlehnen sind.



02.12.2014

Er lässt es ordnen

In einem Spectator-Blog Verwunderung über die Website Gerhard Richters. Ich finde sie cool und notwendig. Er wahrscheinlich auch. Die Website ist die neue Form, in der alte Männer ihr Leben revuepassieren lassen können.

Gegendertes Selbstgespräch

Beim Warten auf die Telefonistin 8053 der Hotline von Sinopec/Sinolube entwich mir heute erstmals unwillkürlich ein gegendertes Schimpfwort: »Was ist mit der Wichserin?!«

23.11.2014

Hear shit

I transformed the lyrics of Georg Kreisler’s song Entweder oder (Either, or) into English.

First I had to find a word that matched the recurring monosyllabic German shortened word for »something«, »was«, because »something« was too long for the meter. But was there an English word for that little »etwas« (»something«) that is just »was« (»some?« »thing?«)? And how could I represent the »wos« intonation of Kreisler’s dialect, that is beaming it into a similar let’s say nonchalant linguistic sphere?

As you can see down there, »shit« came in handy, the shit of »Bla bla bla and shit«-sentences. Predictably, one line in this English version now goes »...or I shit shit«.
It’s not the funniest one. There is no single funniest line. The verses reinforce one another, and they become this great song.

I changed the meaning of one verse though. In »...or I nosh shit«, I replaced »shit« with a pronoun to avoid repeating the song’s brilliant first line, »Either I eat shit« (for which I made a literal translation of »fressen« as »gulp« to allow readers to come up themselves with the obvious »eat shit« phrase fun in their brains.) But there is no audible difference between »nosh shit« and »nosh it« unless the singer makes an effort at over-pronouncing – »noSH SHit« – like when they sing a Schubert lied.

So when listened to, the complete translation is somewhat literal. Semantically, this one line does change Kreisler’s meaning. But I have no scruples about it because Kreisler’s original line is itself ambivalent. With »...vernasch was«, he could be seducing Candy or nibble at candy, or wasting too much money on both.

I’ll update this post with notes on some problems with intransitive verbs.

Now listen to »Entweder oder«

...that is: Georg Kreisler: Either, or

Either I gulp shit,
or I drink shit
or I have shit
or I buy shit
or I bear shit
or I smoke shit
or I steal shit
or I need shit

Or I seek shit
or I find shit
or I take shit
or I rack shit
or I hear shit
or I see shit
or I shit shit
or I reek shit

Or I read shit
or I write shit
or I quaff shit
or I puke shit
or I paste shit
or I build shit
or I play shit
or I slap shit

Or I sleep shit
or I dream shit
or I laugh shit
or fail shit
or I pay shit
or cash shit
or I get shit
or lose shit

Or I vote shit
or I drive shit
or I hope shit
or I was shit
or I smear shit
or I wash shit
or I learn shit
or nosh it

Abflauende Heiterkeit

Sie hat den besudelten Klodeckel sofort bemerkt und sie glaubte ihre Freundin habe die Schweinerei hinterlassen hätte sie nicht mein glorreiches Zettelchen entdeckt.
Ich muss etwas raffinierter bei meinen Belehrungen werden. Ursprünglich wollte ich mit der Erzählung eine große Abhandlung zum Roman Gone Girl einleiten, dann verging die Lust, mir wurde klar, dass ich mit diesem eigentlich grindigen und außerdem misslungenen Gag keine Verbindung zur Romanfigur Amy und ihrem Spiel herstellen darf.

15.11.2014

Was Heiteres

Neulich hat meine Freundin wieder einmal Urintropfen auf dem Klositz hinterlassen. Ich weiß, das klingt widerlich, ist aber einem simplen Kulturclash geschuldet: ich gehorsamer, vorfairer Sohn seiner alleinerziehenden Mutter bin Klositzer, sogar bei alleinigem Brunzen. Sie Chinesin ist in einem Haushalt mit Bodenklo aufgewachsen und verfügt nicht bloß über das nötige Stehvermögen, sondern geradezu über den Zwang, aus der Luft zu urinieren, unassistiert.
Viele Wochen lang scheint sie sich meiner Dekadenz angepasst zu haben, der Sitz bleibt trocken. Immer wieder einmal der Rückfall – und je nach Tagesverfassung schimpfe ich, necke ich sie, oder mach auf Schwamm drüber und wische das bisschen Brunze weg ohne Aufhebens.
Gestern abend hat sie es wieder getan, kurz bevor sie mit einer Freundin bummeln ging, und ich nutzte mein Alleinsein, um mir diesmal etwas Primetimemäßiges als Reaktion einfallen zu lassen. Zuerst pisste ich zu ihrer Pisse reichlich dazu. Der Klositz sah nun statt wie ein etwas bespritzter Klositz aus wie die wässrige Oberfläche abgestandenen Vanillejogurts.
Dann gehe ich im Wörterbuch nachsehen wie man »Ignoranz« und das englische »disrespectful« auf Chinesisch schreibt – wir leben in »smarten«, schlechten Zeiten für das Memorieren von Schriftzeichen – und schreibe mit meinem Waterman-Füller auf ein Zetterl:

»Um dich deine eigene Ignoranz und Respektlosigkeit erfahren zu lassen, brunzte ich auf den Klositz. Bitte setz dich doch!«

Mit dem Zettelchen in der Hand begutachtete ich das Badezimmer. Diese Frau durfte beim nächsten Betreten des Klos weder das gelbe Relief auf dem Klositz sehen, noch das Zettelchen, bevor sie nicht ihre seidegeschmeidigen Schenkel in meine Pisse getaucht hatte. Nach Ausprobieren aller Parameter stellte sich als bester Versuchsaufbau der folgende heraus:
Licht und Lüftung an, Zettel deckungsgleich auf das nächstherabhängende Blatt Klopapier drapiert (90° zum Eingang), und die Tür, wir sind hier in China, mit einer lässigen Schiebetür zum Badezimmer, aufgezogen, volle Offensive, keine Versteckspielstimmung aufkommen lassen.

Ausgangsvarianten.
1) Sie kommt später als erwartet nach Hause und just zu dem Zeitpunkt, wo ich schon wieder aufs Klo muss. So ist die ganze Situation unlustig. Ich muss unschuldig weit weg sein.
2) Sie uriniert an dem Abend gar nicht mehr. Die Nacht und der Schlaf nehmen dem Scherz die Schärfe. Aber die Schärfe des Urins auf dem Sitz nimmt zu. In der Früh riecht sie schon von weitem den Braten.
3) Sie kommt heim und geht sofort pissen, sie pisst wieder aus der Höhe und bemerkt nichts – ich muss ihr den Scherz erklären.
4) Sie kommt und geht zuerst duschen. Der Duschstrahl der immer wieder den Weg aus der bei ihr oftmals offenstehenden Duschkabine ins Badezimmer macht wäscht den Urin vom Klositz. Der ganze Schmäh rinnt davon. Ich muss ihr von ihm erzählen. Das Zetterl als einsames Indiz.
5) Sie kommt und sieht. Das Zetterl. Den Klositz. Der alte Ruf. »Ke Ruixiang, wie kannst du dermaßen verrucht sein!!« Pission Impossible. à unlustig.
6) Sie kommt. Setzt sich! Sitzt in der Pisse! Warte! Warte!! Liest das Zettelchen!

02.11.2014

Englische Komposita II

Zwischenabladung meiner Sammlung seit Teil I vor mehr als einem Jahr. Zunächst ohne Quellenangabe und Bemerkungen.

fistingarea
Gedankenbooster
water-cooler talk
active-shooter event
vacation destination
race-war revenge
research dead-end
price point
cunt actress
scale economies
landfall points
kickback gravy train

product development point of view

chef-caliber cooking
reflection questions
value add

source material
listener letters

purchase decision

smile-wrinkle
Jägerbomb
greenfield investment projects
use context
wriggle room
trouble spots
stream fatigue
attitude shift
information safety problems
night-time streets
Black Forest Bauernkind
tech big thinker
habitat loss
giggle incontinence
power-abuse scandal
the enlightenment idea
police gun experts
(out of) despot earshot
outreach sessions
the F1 Monaco grand prix
damage limitation
hospital-acquired infections
SeeChange
intrinsic value figure
after storm reaction

Freilich auf dem Revers

Dass er overdressed im Kaffeehaus sitzt, dämmert dem Herrn Thomas Chorherr bereits. Über seine tägliche Anwendung der Wörter allein und freilich hat er meines Wissens noch nie etwas verlautbart, obwohl die bei der Presse ja irgendwo neben der von ihm genannten Redaktionskrawatte liegen, oder zumindest bis vor zwei drei Jahren gelegen haben müssen, und daher genau für seine Reminiszenzen taugen.

21.10.2014

Nach der Verzonung

Im Spectrum Herr Pirhofer zur Mariahilfer Straße, nunmehr FUZO Mahü:

Ästhetisch gelungen, da gekonnt gepflastert, bisweilen Stimmungen wie von einem »Mosaik aus dem Süden« erzeugend. Augenschein und die noch vom Saume der Ewigkeit auf die neue Gasse herabzutropfende Zeit werden ihm sicher recht geben.

Geschichtlich betrachtet ist die Zone ein Sieg der Abgrenzung eines Systems der Relaxationsbedürftigen, hervorgebracht durch niemals schrumpfende Individualisierung, die ihr Recht auf den freien Kreis für alle Bürger beansprucht. Wir alle sind Archimedes und müssen nicht einmal zeichnen können. Folge: Ekel vor der aufgezwungenen Apotheose des »Flanierens« und a-priori Hier bin ich Mensch hier darf ich’s sein-Seins (statt eines plötzlich oder zumindest saisonal festgestellen, entdeckten).
Pirhofer bemerkt den »Schwachpunkt [], dass man in der FUZO nicht liegen darf«, womit er eher die Regeln dieser Zone beschreibt als eine herauszufordernde Zukunft evoziert. Ich hoffe, es werden neue Übermenschen dieser Zone hervorkommen, die sehr wohl sich niederlegen; auf vorhandenen Sitzmöglichkeiten, auf mitgebrachten Decken und aufklappbaren Liegestühlen. Die Komfortzone ist zu beleben, es heißt radikal zu ruhen.
Ich werde der Zone in Zukunft tunlichst fernbleiben. Ich liebte die Mariahilfer Straße – ich schlenderte mit dem Auto über sie (wenn diese Wendung sag- und verstehbar ist), spazierte über sie, rannte über sie mich wundernd, weshalb sie gerade in Stressmomenten sich ausstreckte, sauste mit dem Rad durch Verkehrslücken die sich schlossen und Zeitlücken (Ampelrot), die ich aufstieß.
Und einmal, während einer der Versuchs-FUZOs an manchen Samstagen und zu »Mariä Empfängnis«, um das Jahr 2005, zerstritt ich mich mit meiner Freundin, weil ich ihr nicht auf die Straße folgte, sondern mich auf dem Gehsteig hielt wie ein Verklemmter.

13.10.2014

Verkniffener Tweet

vielleicht würdmir #elitepartner mehr spaß machen, wenn die damen ihre fotos scharf und schwarz weiß postalisch schickten

So hatte sogar meine unansehnliche jugendliche Oma was hergemacht.

Das ist mein zweiter Post dieser Art und ermöglicht die Einführung einer neuen Rubrik: verschwiegen, gepostet

01.10.2014

Man kann kein Wasser sparen II

In wasserreichen Gegenden kann und soll kein Wasser gespart werden. In Wien wird davon das Wasser in den Leitungen nämlich nur schlechter, die Wasserwerke müssen selber Wasser »verschwenden«; in Berlin steigen die Preise, und die Abfälle bewegen sich zu langsam durch die Kanalisation, die Gewölbe müssen vor der Übermacht der Gase gerettet werden.

25.09.2014

FBI-Studie

Im WSJ eine Definition aus einer Studie des FBI zur Häufigkeit von Amokläufen in den vergangenen Jahren.
Ein Aktivschießereignis (active-shooter event) sei “an individual actively engaged in killing or attempting to kill people in a populated area.”
Ein Adverb zu wenig (was selten anzutreffen ist, vor allem bei diesen landläufigen heavily populated area-Sätzen) und ein Widersinn: Lassen sich an einem unbevölkerten Ort viele Leute umbringen?
Wenn das Wort populate irgendwann einmal anglisiert worden wäre, dann hieße die Definition: “an individual actively engaged in killing or attempting to kill people in a peopleated area”, und dem FBI-Studienautor wäre der Widersinn aufgefallen.

22.09.2014

Abkürzung in der Megalomanie

Hier konnte ich Chinas Investitionswahnsinn, Ressourcenverschwendung, Fußgängerunfreundlichkeit und den universalen freien Wille der Füße in ein Bild fassen;








das Rot markiert die Mehrwege, die der chinesische Traum von Harmonie und Kraftfahrzeug der gehenden Bürgerin abverlangt. Der Trampelpfad rechts im Bild ist der Beweis, dass Karten auch heute noch von Füßen gezeichnet werden.

12.09.2014

Speak Lotus Magnétophone

Mein nächster Song wird eine Symphonie aus Speak Low von Kurt Weill in der Version von Billie Holiday, Lotus Flower von Radiohead, und Magnétophone von Die Schaben (= meine Band).
Zum ersten Anhören genügt diese musikalische Skizze, im Juni 2014 in meinem Instrument Dongfeng Citroen Elysée mit dem iPhone aufgenommen, genau in jener Minute, in dem die Idee gekommen war.

“Wearable” neckties

Was mir zu den Wearables einfällt, schrieb ich kürzlich so für eine Arbeit nieder:

Underneath the microtrends of the fashion industry, a trend is lingering that eventually might obliterate all things physical: the fusion of man and machine.
Initially in this process, the “machine” was attached to the body. Watches have now been worn since the 15th century CE. Pens clasped breastpockets. Filofaxes, dictaphones, pagers, PAs, cellphones and smartphones were carried by hand, some people stowed them in belt cases.
These machines and their functions are now morphed into one gadget, appearing right now as smart watches. They are coming back to the wrist of mankind, a comfy seat we are already used to give to them.
But then, the more technology gets attached to the body, and the more brain functions are outsourced to chips, the more these chips are going to source themselves into, alas, the corpus.

[Die vor kurzem wieder einmal bejammerte Kurzsichtigkeit wird dann obsolet sein. Der Augapfel wird sich nicht nur verlängert, sondern umgedreht haben, und den »Brennpunkt« seiner Impulse im Hirn haben, auf einem Chip, und nicht außerhalb, in der Wirklichkeit.]

So while in some years Zara might re-popularize the necktie as a wearable that houses sensors, cameras and loudspeakers between two layers of fashionable silk cloth [was für eine köstliche Idee ich da hatte! Schenkte ich euch.], in the end technology might as well completely suck us into virtual reality, and strip us of our physical presence. As depicted in fiction, we might lie inert in chambers, our heads plugged into machines. Henceforth, getting dressed is superfluous.

Thus Inditex is kindly adviced to set up digital design departments for digital fashion. Clothes in virtual realities aren’t made of fiber. But consumers are still going to want to suit up.

11.09.2014

Soravia Radweg

Vorschlag der Grünen, über Supermärkten und Schulen Wohnungen zu bauen. Find ich auf jeden Fall besser als Hochhäuser (die Grünen-Sprecher Chorherr ebenfalls nicht für notwendig hält). Passt zu Wien. Von Freud kam der Gedankenanstoß, ein aus allen Zeiten zusammen- und übereinandergewachsenes, nie zugrundegegangenes Rom sich vorzustellen. Am Donaukanal bereits verwirklicht, wo Zaha Hadid über der alten Stadtbahn baute. Das Konzept ist sowieso logisch und an vielen Orten gebaut, z.B. unweit der S-Bahnstation Hernals, wo von vorneweg über dem Merkur Wohnungen geplant gewesen waren.
Selber will ich angesichts des grünen Vor-Wahl-Enthusiasmus vorschlagen:
Ein Radweg-Viadukt: zwischen fünf und zehn Meter hoch, mit einer kleinen Steigung vor dem Museum Albertina....der Radweg soll über den Soravia-Wing verlaufen, von der Goethegasse her kommend (und davor natürlich von der Mariahilferstraße), und in die Leopoldstadt führen. Die kleine Steigung, die der bestehende Soraviaflügel darstellen würde, wäre eine Pointe oder ein Gag oder eine photo opportunity oder eine Anspielung auf die hohe Kunst da drinnen in der Albertina oder so.
Der Ringradweg ist ja super, aber ein direkter Weg durch die Innere Stadt wäre schon toll. Würden die Namengeber ihren Namen noch einmal stiften? etwas spenden? den Radweg glatt bauen? Bitte, Soravia Brothers.

09.09.2014

Software und Architektur

Die Kreise die jetzt so beliebt im Interfacedesign sind (»think Apple and Google«) werden irgendwann so hässlich sein wie die runden Fenster der 1980er Jahre. Aber;

04.09.2014

Gegen Parks, gegen Alleen

Was wird als »langweilig« empfunden? Das Wort ist Bestandteil der höheren Geschmacksurteile geworden. In der Populärkultur hat es u.a. durch den gestörten Chinesen in den Hangover-Filmen Verbreitung gefunden. Der an schriller Abstoßendheit an den Koreaner Psy Heranreichende sagt er immer »langweilig!«, wenn in seiner Umwelt die banal-brutalen Späße ausbleiben.
Zu dem Faszinierendsten, was ich in letzter Zeit gelesen habe, gehört daher der Städteplaner Camillo Sitte, der mit populärem Anspruch nichts geringeres langweilig findet als Alleen. Reihen von Bäumen an Straßen. Die Alleen gehören zu Landstraßen, die anders kaum gestaltbar seien. Der Städtebau hingegen sei eine Kunst.
Pflanzen (»Großstadtgrün«) denkt er stets als Ensemblemitglieder mit klar zugewiesenem Ort. Der einzeln gepflanzte Baum. Der von Hauswänden umgebene Garten. Urban Gardening als Bestandteil der einen Vision Sittes, Städtebau als Kunst, die in ihrer Totalität ein Vorläufer heutiger »smart city« Bewegung war.

Keine Hoffnungssaat, wie Walt Disney-geprägte Leute, oder Fans von Guerilla Gardening sie sich vorstellen mögen, die irgendwann alles aufsprengen und das Paradies ersprießen lässt.
Zu den publikgemachten Vorhaben der Wiener Stadtplanung muss ich diese, von Sittes Städtebau empfangene Einsprüche erheben.
1. Begrünung nicht in Form von neuen Parks durchführen, sondern kleinteiliger, als Gärten, und keinesfalls über ganze Häuserblöcke erstreckend, sondern in Baulücken eingefasst, in Höfen, und stets von Wänden umgeben, und von den Grünraum eröffnenden Portalen. Vor Lärm und Staub »geschützt«, wie er hinweist.
2. Baumpflanzungen nicht in Form von Alleen. Sitte waren diese nicht nur ein Ausbund an »Langweiligkeit«, sondern auch unklug, da meistens eine Seite immer weniger Licht abbekomme; unökonomisch in der »maintenance«, und, vor allem, mit ihrer Eintönigkeit und Naturhaftigkeit verdeckten sie die Bauwerke. Wer Sitte vorwerfen möchte, er sei bereits zu seiner Zeit längst überholt worden, der lese sein Buch genauer, in dem er wiederholte Male die unwiederbringliche Verlorenheit alter Stadtpracht eingesteht – ja, predigt – und bereits institutionelle Übel zu verbessern trachtet; und möge sich überlegen, ob die allerschicksten Architektengebäude, beginnend mit Loos’ Haus Michaelerplatz, gerne von Bäumen verdeckt werden wollten, und wer eigentlich vor lauter Bäumen die Stadt nicht mehr sehen möchte.
Sittes Kriterium »Abwechslungsreichtum« können Alleen sowenig wie monotone Plattenbauten erfüllen, aber von Bäumen schrecken Stadtplanerinnen nicht zurück, weil sie eine als grünhungrig vorgestellte (erhoffte) Wählermasse befriedigen und gleichzeitig ein geschlossenes Stadtbild erzeugen.
Drastisch führt das die Hauptstadt der chinesischen Provinz Jiangsu und ehemalige Reichs- und Republikshauptstadt vor, Nanjing, wo tausende während des Regimes Chiang Kai Sheks gepflanzte Platanen mittlerweile eine Pracht entfaltet haben, die der Stadt ein ehrwürdiges Flair und historische Tiefe verpassen. Ohne sie wäre Nanjing mit anderen Städten des Südostens verwechselbar – die nämlich alle, der Hitze wegen, alleendurchwachsen sind, aber noch nirgendwo die Majestät Nanjings erreichten. Daher protestieren die Nanjinger auch, wenn der Ubahnbau Platanen fällt, und werden dafür von der Partei nicht eingekerkert. Sollte Wien heute Alleen pflanzen, wird sie diese nie wieder los. Aber genauso verhielte es sich mit Bauwerken. Niemand würde die Haydn-Statue an der Mariahilferstraße wegräumen und durch eine Eiche ersetzen wollen. Insbesondere, da Haydn zum Fassadenloch im Gerngross passt:
Der Gegenentwurf. Sitte planzt Bäume einzeln und dorthin, wo sie einen Ort ergänzen; und wo sie wegen ihrer Einzigartigkeit dann besser wirken als massenhaft Bäume. Dass die meisten Wiener keine Baumreihen so wie Asiaten als Schattenkorridore, zum Schutz vor Sonnenlicht und Erhalt der weißen Haut benötigen, steht außer Frage.
Es heißt, der Grünanteil Wiens solle erhalten werden – das darf wohl so sein. Aber eine Erhöhung fände ich obszön. Unser Land ist waldreich – können wir in unserer Hauptstadt städtisch sein? Ein schicker Bewuchs, à la mode, mag da passen, ein Vollbart nicht
Und können wir eines beibehalten in Wien? die horizontale Dichte?
Es wird ja allerhand über die Notwendigkeit dichter Bebauung schwadroniert. Die einschlägigen kompetent-populären Sachbücher angelsächsischer Provenienz werden in den Buchbesprechungen so ausgelegt, als könne eine dichte Stadt alleine himmelwärts wachsen.
Denkt dabei irgendjemand an Rudolfsheim Fünfhaus? 3 Quadratkilometer, 70.000 Einwohner.

02.09.2014

Ich bin ein glasshole

ohne glass. Ungefähr so hieße bei mir Ich bin ein Neutrum mit Bedeutung.

30.08.2014

DiePresse.com: Eine Beobachtung.

In der »Presse«-Mobil- und Webversion kommen alle gängigen Arten von Anführungszeichen zum Einsatz.

1. Die „deutschen“,
wie wir sie in der Schule gelernt haben (die wir eigentlich auch beim Gestikulieren oben und unten setzen müssten ;)








2. Die "digitalen"
– anglistisch oben und unten, aber nicht gebogen; auf Serifenbasis oder total schlicht – sind in allen Softwares Standard, die nicht ausdrücklich das Herstellen schöner visueller Eindrücke in Anlehnung an traditionelle Druckschriften bezwecken.










3. Die »Guillemets«,
gekannt aus Büchern, mit « Abstand » von Franzosen verwendet, im deutschen Sprachraum durch den einfachen default-shortcut auf Mac-Computern populär geworden; ich habe sie mit meinem MacbookPro jahrelang verwendet, komme mir mittlerweile blöd vor, bleibe aber zumindest in diesem Blog dabei:








4. Und die genannten Anführungszeichen kommen auch alle gemischt zum Einsatz!


















Bei so viel Gemixe tut es gut, wenn auch andere Publikationen danebenhauen, z.B. faz.net und falter.at:






5. Außerdem ist die »Presse« sich nach wie vor unsicher beim Einsatz von Apostrophen. Die Redakteure verwenden den gelernten Apostroph (allerdings den unhübschen der Klasse "digital" serif'nlos), die coolen Kolumnisten von außerhalb keinen (Ähnliches wird sich leicht bei der Kurier/Knecht-Kollaboration finden lassen):











Schon ganz früh ging es in diesem Blog um das Phänomen Apostroph.

22.08.2014

Deflation, Inflation, Deflation

Lese »Uniqlo Syndrome«, die ungehemmten Feststellungen des Autors, Kensuke Kojima, entzücken mich, er wird ganz miesepetrig angesichts der jungen Generation Japans, die dem Verlangen nach Selbstverbesserung den Rücken kehre und in einen »sparsamen, niedriggradigen Lebensstil« versinke und in einem »kindergartenartigen Gutfreundsozialismus« Unterschlupf finde, während »their mentors have to care for them like kindergarten children.«
Ihren scheinbar unfreiwilligen Hedonismus fängt er haiku-lakonisch so ein: »buy fashion easily after looking at pictures of them on mobile phones.«
So eine Mischung aus betriebswirtschaftlicher Studie und schräger nominalistischer Kulturkritik, ohne die elendlangen Storys, die englischsprachige Journalisten gerne drücken, kannte ich bislang nicht. Annähernd, von einer anderen Seite her, bei Houellebecq.
Gewand von Uniqlo kenne und kaufe ich seit mittlerweile drei Jahren, da in meiner Heimat Österreich noch kein Geschäft dieser Kette aufgemacht hat und ich in meinen Uniqlo-Jeans, Socken, Airism- und HeatTeach-Leiberln und, neuerdings, wunderbaren button-down-Polohemden mit Brusttasche relativ einzigartig dastünde. Stünde ich bloß dort, in der Heimat, da!
Ich weile ihrer fern. Dangling Man von Saul Bellow las ich, als ich 2012 in der Heimat der Ferne entgegenwartete; heute schmökere ich auf Elitepartner.at nach Gefährtinnen für die Zeit nach der Rückkehr nach Europa. Einerseits mache ich empirische Bestätigungen dessen, was ich 2008 bei Eva Illouz zum Thema gelesen hatte; andererseits kommt es mir normal vor, nun zu dieser Art der Partnersuche zu greifen. Im Grunde genommen sollten Elitepartner, Parship und Facebook Ein Netzwerk sein, aber die Restskrupel in der Gesellschaft sind noch zu groß. Mark Zuckerberg weiß das und wartet, aber ungeduldig.
Jedenfalls habe ich mich zwei Mal schon dabei ertappt, wie ich meine Freundin (die mit den Tritten) fragen will: »Da hat mich jetzt diese Vorstandsassistentin angeschrieben und ihr Foto freigeschaltet, die ich ganz interessant finde, was denkst du?«
Irgendwie bin ich noch ein ganz furchtbarer, schwätzerischer Bub. Das Wort vom good-companion socialism trifft es vielleicht nicht, aber es hat Identifikationspotential. Ein Leben wie ein Schwimmflügel, es kommt immer diese Luft heraus, dann bläst man halt wieder rein. Und dann kommt die Luft wieder heraus.
Es würde mich nicht wundern, wenn das ganze nicht in einer Tragödie endet, sondern ebenso godotisch weiterklänge, wie es irgendwann einmal angefangen hat: Deeeeflation! Iiinflation. Deeeflation. Irgendwer hätte das damals abfangen und mir eine Ohrfeige verpassen müssen. Mein Mentor in der Jugendzeit hat es geahnt und es versucht, 1999, als er mich aus dem Zelt zerrte und zu einer nächtlichen Strafexpedition schleppte. Aber ich habe irgendwann angefangen zu weinen und da ist er weich geworden. Heute macht er, mein Vorbild, eine Coachingausbildung, genauso wie der Vorsitzende der Neos eine gemacht hat und der schreckliche Typ aus dem ORF, der seinen Kindern Kaffeetrinken verbat, damit sie auf härtere Drogen gar nicht erst kommen. Ja, der mit der Glatze. Der immer so tief sprach, dass sein Adamsapfel ihm auf der Speiseröhre kratzte.
Vielleicht hätte ich beim Fußballspielen im Garten, bei der Feier meines siebenten Geburtstags, nicht so frühfair das Angebot C.H.'s ablehnen sollen, in mein Team zu kommen.* Ich hätte mit ihm die Gegner aus unserem Garten schießen sollen.
Überhaupt ein Fußballprofi werden sollen. Das sind die berühmten Männer geworden, Zidane, Baloteli, Suarez. Zidane hatte diesen männlichen Abgang. Baloteli und Suarez mit ihren Transferauflagen und Spielsperren tragen die Ketten der Gesellschaft wie einen Schmuck, sie sind die schönsten unter uns Tieren. Manchmal kann man beobachten, wie sie ausbrechen. Dann lassen sie sich die Ketten wieder anlegen, aus Gnade. David Beckham ist ein Schoßhund.
Vielleicht hätte ich den Küchengesprächen bei uns daheim fernbleiben sollen. An eines kann ich mich erinnern, zwischen meiner alten Schwester und der Mama, vor elf Jahren vielleicht, in dem es um den Vater einer Schulfreundin ging, reicher und erfolgreicher Unternehmer, der immer zu seiner Exfrau lief und seinen Kummer über seine Neue ausplauderte.
Du bist nicht sicher, weil du schreibst, #andreassprechtl.
Das wenige, das ich in den letzten Jahren gelernt habe: unter einem Hemd trägt man ein Leiberl mit V-Ausschnitt (am besten eines aus Airism-Faser von Uniqlo), weil ein runder Ausschnitt, der unter dem offenen Hemdkragen hervortritt, egal in welcher Farbe, egal von welchem Amerikaner oder Deutschen getragen, bis zum Gehtnichtmehr Scheiße aussieht.




* modus probus humanusque praecox. Basierend auf dem Eintrag Fairness in: Neues Latein Lexikon. Bonn: Edition Lempertz, 1998


13.08.2014

Don’t be evil (to homo sapiens sapiens)

Hier sind drei Deutsche, die eine Sitzbank kreiert haben, mit USB-Anschlüssen zum Aufladen von elektronischen Geräten, der Strom wird von einem Solarpaneel generiert, das in einen trapezförmigen Betonblock in der Mitte der Bank eingefasst ist, und die Bank weiß, ob wer auf ihr sitzt, und sagt das dann Cisco und der stellt die Info ins Netz rein. Wer auf ihr sitzt, wirst dann nach ein paar Updates auch wissen können, aber nicht bei jedem, weil ein paar Ewiggestrige ändern sicher wieder ihre Privacyeinstellungen. Naja, sei den letzten Menschen nicht böse.

Ich wünsche den Designerinnen/Unternehmerinnen viel Erfolg. Ich hab selber um Aufnahme in das buzzmachenwollende early adopter program gebeten, aber hier muss ich natürlich das Fehlen einer Rückenlehne an den bisherigen Prototypen festhalten.
In diesen vorherigen Einträgen meines Blogs habe ich meinen Ärger über rückenlehnenlose Sitzmöbel dokumentiert.
Drehte man beim Soofa das obere Trapez um, käme wenigstens, in einer Sitzposition wie auf diesem Foto, ein Hauch Rückenlehne zustande.

Vergangenheit und Karriere

Von den Richtersprüchen von Luxemburg und Hongkong halte ich nichts, da sie der Menschenrechtsrhetorik Tür und Tor öffnen. Aber die prädigitale Zeit war sicher für Karrieremöglichkeiten des Einzelnen üppiger im Angebot, und der Abwehr des avantgardistischen Giganten Google bin ich daher eher wohlgesonnen. Früher konnte man fliehen und war anderswo ein Niemand. Zuversichtlich. Vorwärtsblickend. Heute? Wohin man auch flieht, Mark Zuckerberg bittet darum, man möge seinen richtigen Namen verwenden.

Malcolm Gladwell streift das Thema in seiner Gegenüberstellung der Karrieremöglichkeiten von Mafiosi und jugendlichen Schwarzen im zeitgenössischen Staate USA (wohlgemerkt: der Eine Staat, die Eine Republik USA, in der scheinbar die interstaatliche Flucht auch nicht mehr aus dem Schlamassel führt). Entgegen der Moral der Geschichte im Roman und Film vom Paten und seiner Familie, die nie habe dem Verbrechen entkommen können, seien Mafiosi am Ende in der oberen Gesellschaft angekommen. Aus afroamerikanischen Kleinkriminellenmilieus hingegen gäbe es keinen Ausweg.

Man kann Gladwells Argumentation folgen, sollte ihre Düsterkeit aber noch erweitern: 1. mit dem Hinweis auf das geschichtliche Bewusstsein der beiden Ethnien. Italiener hatten die moderne Welt aus der Erinnerung an die Antike erfunden. So elend Süditalien gewesen sein mochte, als so unterschiedliche Figuren wie der geniale Schuhmacher Salvatore Ferragamo und die von Gladwell geschilderte Mobfigur Giuseppe ihm den Rücken kehrten, der Rassenstolz kam mit in die neue Welt. In einer schauderhaft guten Szene der Sopranos fragt ein orthodoxer Jude, wo denn heute die Römer seien, denen sein Volk in der Festung Masada sich nicht beugte; Tony Soprano: Sie stehen vor dir...
Ein Afroamerikaner hingegen, der irgendwann in seinem Leben durch einen Ausrutscher zum Grübeln gebracht wird, dem steht als historische Referenz wenig Erbauliches (in unserem Denkhorizont mögliches Erbauliches) bereit und der mag mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der der Italogangster, latent oder manifest, sich für einen coolen Caesar hält, sich lediglich einen armen Sklaven dünken. Der Italogangster kann erobern; der Schwarze nur den Aufstand proben.
2. waren der Beginn des 20. Jahrhunderts und die 1950er Aufbaujahre. Als sie stattfanden, mussten die Schwarzen sich noch mit Emanzipation beschäftigen. Was sie dann später, in den 1980ern und 1990ern, zum Volksbewusstsein Amerikas beitrugen, Gangsterrap, brachte den Gangsterrappern legitimes Blingbling ein, aber vielen schwarzen Amerikanern war er eine unselige Einzementierung. Wie schwer aus dieser herauszukommen ist, schildert Gladwells Artikel: kriminelle Milieus werden stärker bewacht als früher, von einer Polizei, die extrem viele routinemäßige Untersuchungen durchführt. Heranwachsende Kinder verinnerlichen dadurch die Rolle des generalverdächtigen Angehaltenen, der die Hände in vorauseilendem Gehorsam hinter dem Rücken verschränkt und den Handschellen anbietet.
3. blicken wir eben auf die (relativ!) geglückten Mafiosikarrieren  z u r ü c k ;  ewig tolpatschig im Crime gefangene Niggaz hingegen erfahren wir als Gegebenes unserer Zeit, und diese ist, wie Hans Ulrich Gumbrecht immer schreibt, gekennzeichnet durch eine fliehende Gegenwärtigkeit, drückende Vergangenheit, und fehlende vielfache Zukunftstüren.

Aber das ist alles schon Tausendmal gesagt. Uns tut not, das Gesagte zu vergessen. Google, ich hab eine Idee für ein Produkt. Es heißt Tabula Rasa. Man schreibt eine Suchanfrage, und nichts erscheint.

Nachwort.
Neben der verwelkenden Kultur blüht ja immer jene frische Kultur auf, die sich an nichts erinnert, und einzig ihrem Instinkt folgt: Wachse! Das mafiosogünstigste Klima, mit Ausblick auf spätere Legitimierung, herrscht heute wahrscheinlich in der Volksrepublik China. Google Search ist von dort verscheucht worden; und chinesische Fabriksvertreter treten gegenüber ihrer nicht-chinesischen Außenwelt gerne mit Decknamen auf. Einer meiner Lieferanten hieß früher Alex, dann baute er Mist, wechselte die Branche, und verkauft jetzt unter dem Namen Frank. Diese Möglichkeit steht auch Smile, Champion, Rabbit, Juda und Tweety offen.


29.07.2014

Kreise

Kafka fand zur Darstellung seines Gedankens, was Leben sei, einen geometrischen Ausdruck: aus seinem Mittelpunkt einen Radius sich brechen und dann in runder Bahn gehen. In diesem Video sind Kreise die visuelle Begleitung, Unterstützung und Darstellung der Musik. Wem diese Formen zu einfach sind, möge diese Website eines Architekturbüros besuchen.

13.06.2014

Verkehr

Sie in ihrem Sicherheitsabstand überholen.

06.06.2014

Strache: Groupie

Angeblich ist FPÖ-Obmann H.C. Strache auf einem Privatkongress von Nationalisten und Konservativen von einem russischen Gesandten gemaßregelt worden, der sich weigerte, von Strache mit der Handykamera fotografiert zu werden – wohl eher weil der es lächerlich fand, vor dem Smartphone eines Parteiführers posieren zu müssen, als aus Furcht, in Straches Facebookstream geschwemmt zu werden.
Strache hat sich mit der Aktion klar als Mann des »liberalen Westens« gezeigt: ohne Umstände zu fotographieren und fotographieren zu lassen gehört hier zu Höflichkeit und Säkularität. Wir sind nicht die muslimischen Frauen, die meinen, eine Kamera fange ihre Seele ein. Dieser Sinn für Intimität und Privatsphäre ist bei uns abgestumpft.
Präsident Obama, der sich grinsend für ein Selfie eines Footballspielers zur Verfügung stellte, ist ein Paradebeispiel dieser unüberlegten Fotographiermanie. Erst als nach Veröffentlichung des Selfies der Eindruck entstand, der Spieler verwende es zur Bewerbung der Handys der Firma Samsung, ließ Obama einen Sprecher ausrichten, er fände das nicht okay.
Hier und da trifft man erwachsene Männer, deren erste Aktion beim Betreten eines Raumes das Tapsen auf den Auslösebutton ist – erwachsene Männer. Und es sind keine Statisten oder funktionelle Nebenfiguren wie die Kriminalfotographen im Film, oder Praktikanten bei Leni Riefenstahl. Strache gehört anscheinend zu ihnen.
Wenn der russische Gesandte ein Mustermann jener Eurasischen Union ist, wie Putin sie starkzumachen gedenkt, kann ich ihm zumindest für seinen Anstandssinn und seinen Anspruch auf Bewusstseinssouveränität Wohlwollen entgegenbringen.
Vladimir Nabokov hatte dafür Ein Wort gehabt: Stolz. Falls Strache das nicht versteht, nennen wir es: political correctness für Konservative.

01.06.2014

Tyrannenverwaltung

In Niederösterreich wurden Bezirksschulräte abgeschafft, eine Hierarchieebene gestrichen wie das dann kommuniziert wird. Von den Mitarbeitern eines Bezirksschulrates weiß ich nun, dass sie zum Arbeiten in die nächste Ebene fahren müssen und Fahrgeld dafür erhalten. Statt ihnen zu kündigen, was eine sinnvolle Maßnahme gewesen wäre (sofern sie nicht pragmatisiert sind), werden sie täglich zur Verrichtung vorgeblich wegrationalisierbarer Arbeit durch drei Bezirke geschleppt.
Während Politiker das Einsparen einer Hierarchieebene kommunizieren können, bleibt die Summe der Einzahlungen von Steuergeld in ein aufgeschwämmtes System hoch.
Amüsant wird die Sache, wenn man sich vorstellt, dass dieser Schwamm alleine dazu da ist, dem Landeshauptmann Pröll das Goderl zu kühlen. Wer keinen Respekt vor Erwin Pröll zeigt, bekommt ja bekanntermaßen, von Pröll garantiert, keinen Job in diesem Land.

Wir sollten mehr Einzelheiten über die Pseudoreformen der Politik erfahren, und wir sollten erkennen, dass Erwin Pröll sich zum  T y r a n n e n  entwickelt hat.