Angeblich ist FPÖ-Obmann H.C. Strache auf einem Privatkongress von Nationalisten und Konservativen von einem russischen Gesandten gemaßregelt worden, der sich weigerte, von Strache mit der Handykamera fotografiert zu werden – wohl eher weil der es lächerlich fand, vor dem Smartphone eines Parteiführers posieren zu müssen, als aus Furcht, in Straches Facebookstream geschwemmt zu werden.
Strache hat sich mit der Aktion klar als Mann des »liberalen Westens« gezeigt: ohne Umstände zu fotographieren und fotographieren zu lassen gehört hier zu Höflichkeit und Säkularität. Wir sind nicht die muslimischen Frauen, die meinen, eine Kamera fange ihre Seele ein. Dieser Sinn für Intimität und Privatsphäre ist bei uns abgestumpft.
Präsident Obama, der sich grinsend für ein Selfie eines Footballspielers zur Verfügung stellte, ist ein Paradebeispiel dieser unüberlegten Fotographiermanie. Erst als nach Veröffentlichung des Selfies der Eindruck entstand, der Spieler verwende es zur Bewerbung der Handys der Firma Samsung, ließ Obama einen Sprecher ausrichten, er fände das nicht okay.
Hier und da trifft man erwachsene Männer, deren erste Aktion beim Betreten eines Raumes das Tapsen auf den Auslösebutton ist – erwachsene Männer. Und es sind keine Statisten oder funktionelle Nebenfiguren wie die Kriminalfotographen im Film, oder Praktikanten bei Leni Riefenstahl. Strache gehört anscheinend zu ihnen.
Wenn der russische Gesandte ein Mustermann jener Eurasischen Union ist, wie Putin sie starkzumachen gedenkt, kann ich ihm zumindest für seinen Anstandssinn und seinen Anspruch auf Bewusstseinssouveränität Wohlwollen entgegenbringen.
Vladimir Nabokov hatte dafür Ein Wort gehabt: Stolz. Falls Strache das nicht versteht, nennen wir es: political correctness für Konservative.
Vladimir Nabokov hatte dafür Ein Wort gehabt: Stolz. Falls Strache das nicht versteht, nennen wir es: political correctness für Konservative.