30.12.2012
Ein Roman in Reality
Noch herrlicher wäre, von diesem Abend eine lapidare Beschreibung aus der Feder Houellebecqs zu erhalten, die Ähnlichkeit mit einer Passage aus einem Houellebecqschen Roman wäre verblüffend.
Also sieht man hier einen Houellebecqschen Roman, der Schriftsteller Houellebecq übersteigt die Grenzen von Schrift und Papier und stellt leibhaftig eine Szene aus einem Houellebecqschen Roman dar.
28.12.2012
Der Mund als Tor der Kommunikation
Auf solche Art zu sprechen, den Sprecher von seinem Text zu spalten, ist sicher beim Pöbel etwas ganz noch Unerhörtes. Er hört hier und da einen Politiker an einem anderen Politiker »verbalen Durchfall« diagnostizieren, was aber – selbst oder gerade für den Pöbel – zu unseriös ist, eine zu gemeine, Deixsche Metaphorik, mit der man nicht an die richtige Stelle im Hirn appelliert, da das Gewissen, das Es, oder was auch immer, selbst beim schlimmsten Grobian einen Funken Anstand besitzen muss, daran muss man glauben, sonst verfällt man in die Lage, wo man glaubt, es habe alles keinen Sinn, und an diesen Anstand muss man sich richten, indem man z.B. sagt: »Stoppen Sie bitte die Wörter aus Ihrem Mund.«
15.12.2012
Geländer
Vor zwei wochen fuhr ich in der stadt henghe eine kleine fabrik suchen und kam dabei auf diese ungesicherte straße neben dem fluss. Die passage machte spaß, das autofahren kam mir zwar nicht abenteuerlich vor, aber ich musste mich konzentrieren, es war zumindest ein bisschen gefährlich.
05.12.2012
Update Giftzwergprosa
Wer wird Bürgermeisterin
04.09.2012
Giftzwergprosa
26.06.2012
Verpflichtende Nierenkrawatten
Bei Frauen der unteren Klasse wird einem so der Anblick des Arschgeweihs erspart. Bei fetten Frauen bleibt einem Schweißgeruch erspart. Und bei schönen Frauen muss man sich nicht ärgern, dass man momentan nicht Sex mit ihnen haben kann. Wenn man momentan keinen Sex mit ihnen haben kann.
Man soll Nierenkrawatten den Frauen anlegen, wenn sie das Geschäft betreten, so wie einst schlampig gekleidete Männer in bestimmten Restaurants einen Schlips verordnet bekamen.
21.06.2012
Der unendliche Abend
Das Sonnenglühen hängt hinter dem Westbahnhof. Das Licht wird heller. Kehrt die Sonne um?
14.06.2012
11.06.2012
Die Uhrzeit. sponsored by
DDMG medienwappler
(beitrag folgt, bin unterwegs, die wischtexttechnologie erlaubt noch nicht so ein schnelles schreiben wie ich es brauche)
06.06.2012
McSautrog
05.06.2012
Blur predigen, Oasis hören
Peinlich, mir geht gerade die refrainmelodie von „stand by me“ nicht aus dem kopf, dabei kann ich die musik und die band nicht gut leiden.
04.06.2012
Urban stretch, rural relief
As Hans Magnus Enzensberger, a writer, once described the German-speaking chattering classes, »Goethe is everybody’s grocery store, everybody can take out of him what is pleasant for the moment.« We too are taking his as a ready-made functional tale.
Like Goethe, who cherished his best suits all the time, anybody wearing fabrics of *** yarns will like them for being a reliant, always functioning, always pleasing mate.
03.06.2012
Die optimale Tweetlänge
(Jemand soll Barthes als den Vorläufer und als den Theoretiker des Tweetens würdigen.)
(Und man soll ein Twitter für Typen wie mich programmieren, die glauben, auf 287 Zeichen wären ihre Tweets viel besser.)
Bald Frauendiktatur
Der tschechische Kollege vom Verkäuferteam war gerade zu uns in die Werkstatt gekommen, lauschte ebenfalls den Nachrichten, und tröstete mit den halb lakonisch, halb aufbrausend geäußerten Worten: »Bald Frauendiktatur.«
Als nächstes trug der Radiomoderator die Meldung vor, der mutmaßliche Vergewaltiger Julian Assange werde von der Justiz Großbritanniens an Schweden ausgeliefert, wo zwei Schwedinnen den berühmten Verpfeifer von Amtsgeheimnissen schwerer sexueller Übergriffe gezeiht hatten.
Meinem tschechischen Kollegen war das immer noch dasselbe Thema, alles hängt mit allem zusammen, er fing an, in seinem gut gelernten Deutsch zu erzählen:
»Als ich nach Österreich gekommen bin, habe ich mich gewundert, was alles do ist Sexualmissbrauch. Wenn du einer Frau sagst, du hast schöne Beine, ist schon Sexualmissbrauch.«
François Bovary
Genauso wie vor dieser herrlichen Meinung aus der aktuellen Sonderausgabe zum Diamantjubiläum der Königin: der Mensch funktioniere nun einmal nach Binärschemata (da kann noch so viel dekonstruiert werden), möge seine Ideale fallenlassen, und Europa neu aufteilen, zum Beispiel in Länder die englischsprachige Filme synchronisieren und welche die ihrem Volk die Originalfassungen vorsetzen und so zur guten und erfolgreicheren Gemeinschaft der Englischsprecher gehören.
Nachtrag vom 5.VI.2012:
Lies über Leopold Kohr.
26.04.2012
22.04.2012
Schöne neue deutsche Namen
Knurrbert
Schnurrfried
Kriegsieg
Ausharr
Brunzwart
Augentrost (via Goethe)
Knechtbert
Waldknecht
Futhild (fem.)
Surrhold
Wahndolf
Reinfahr
Futbert
Wirrhold
Frosthard
Rankhold
Schönhard
Heilfurz
Brunnquell (via Moritz)
Rechenknecht (vie Nietzsche)
16.04.2012
Ein Unzeitgemäßer in der Regierung?
Er schlug sich wacker, warf aber in einem wordrapartigen Nebengespräch fernab der Philologie mit drei Fremdwörtern um sich, die den Frechdachs der Nation, Claus Pandi, als er erwacht war, am Sonntagnachmittag dazu veranlassten, den Wissenschaftsminister zum »Sonderling« zu stempeln.
Das widerte die Feinsinnigen des Volkes an, wie jede Meldung Pandis, und sie feuerten zurück; auch ich. Subtil, rätselhaft und wundersam schrieb ich auf Twitter: »pandis aufgeblasene beschränktheit«.
Ich spielte auf die Art an, wie Pandi sich einerseits immer als zuvorderststehender »kleiner Mann« aufführt und seine Dummheit inszeniert, dann andererseits immer unterschwellig das harmlose, verspielte Kätzchen mimt, aber wie er im Endeffekt immer den Eindruck eines Trottels hinterlässt, und zwar, eben, eines großen, aufgeblasenen.
Dann legten die Feinsinnigen sich nieder und sahen fern, der Feinsinnigste unter ihnen aber, ich, zog noch einmal in die Aprilkälte hinaus und huldigte im Stillen dem Wissenschaftsminister: dem gestandenen Philologen!
Philologe sein, wie Nietzsche in seinen Fragmenten vermerkte, macht Einen immer zutiefst unzeitgemäß. Das wollen wir alle, und wir brauchen es.
Schade ist, dass im Lichte eines Claus Pandi bereits Töchterles harmloses Lateinlehrergeschwafel als unzeitgemäß erscheint.
Unsere Ignoranz den Chinesen gegenüber
Ich selber bin mir noch im Unklaren, was ich von dem allen halte. Aber es ist total im Passieren gerade.
14.04.2012
Tisch als Gefäß der Heimat
Das mein erster Gedanke, als ich zu Ostern auf unserer Bank unter dem (herrgottlosen) Herrgottswinkel herumlungernd und mit Instagram mich spielend den Tisch mit seinen Kerben und seiner in die Jahre gekommenen Glätte fotografierte.
In dies Holz goss ich Tränen beim Aufgabemachen als Volksschüler. Als Gymnasiast breitete ich jeden Tag das Presschen und den Standard darauf aus, aß die Mahlzeiten meiner Mutter, die mit mir sprechen wollend am Tisch saß und mein Schweigen ertrug, ein Schweigen, das kein bäurisch-heroisches-gottfriedkellerhaftes Schweigen-als-Gesagthaben (Heidegger) war, sondern pubertäre Feigheit und Schüchternheit, geopfert um jämmerliche Leitartikel lesen zu können und Presschen-Kolumnisten, deren Lieblingswort »freilich« war.
Meine Weiber waren hier, sie aßen Müsli, stellten das Coca-Cola-Experiment mit mir nach, warteten auf mich wenn ich beim Anziehen trödelte, das nervöse Tippen ihrer Fingernägel hinterließ feinste Kerben, sie wollten nicht warten, sondern weg von diesem stillen Tisch und auf in lautes, alkohol- und rauchdurchdrungenes Getümmel. Aber manchmal, wenn das Haus leer war, wollten sie auf dem Tisch flachgelegt werden. Ich war prüde und führte sie auf die warmen Fliesen im Bad, ins Bett, oder ließ sie überhaupt gehen, verlor sie an Masturbation und Emanzipation und andere Männer mit anderen Tischen. Und einmal war sie prüde.
Meine Schwestern ärgerten mich, meine Faust wurde beim Aufschlag auf die zehn Zentimeter dicke Tischscheibe verletzt, dieser Tisch ist stärker als ich.
Die Kinder meiner Schwestern fahren mit türkisen Filzstiften in den Furchen herum, aber man schabt die Farbe erfahren mit einem langen Fingernagel ab, das Holz ist wachsig und weich unter dem Lack, der überall zersplittert ist und doch noch eine konsistent glänzende, scheinbar unverwüstliche Oberfläche bildet.
Kakao trank ich an diesem Tisch, meine Großmutter erzählte wie im Krieg Türen eingetreten und Menschen auf Dachböden erschossen worden waren, mein MacBook Pro stand hier drauf und diente als Werkzeug zur Herstellung einer Festschrift für meinen Vater, als er 50 wurde, im Jahr seines Ruins.
Das Reisekofferunternehmen Louis Vuitton soll Tische herstellen.
05.04.2012
Ölbergstunden
Ölbergstunden meines Lebens:
im düstern Schein
mutlosen Zagens
habt ihr mich oft geschaut.
Weinend rief ich: nie vergebens.
Mein junges Sein
hat müd des Klagens
dem Engel »Gnade« nur vertraut.
01.04.2012
Die bunten Gojim
Bei meinen sporadischen Messbesuchen, zu Weihnachten, Ostern, in bezahlten Totenandenkmessen der Verwandtschaft, muss ich sehen, dass es in der Kirche von Leuten mit schlechtem Geschmack wimmelt.
Da erscheint der Sport- und Religionslehrer eines Gymnasiums jahrelang in einer Trainingsjacke, auf der Trainingsjacke leuchten drei weiße Streifen, wir erfahren welchem Fußballverein er angehört und welcher Möbeltischler und Gastwirt diesen sponsern. Der Mann darf bei der Kommunion Hostien ausgeben, mit ernstem Gesicht legt er einem die Christusscheibe auf die Handfläche, powered by adidas.
Jetzt gehe ich mit dem Hund spazieren, ich hüte das Haus meines Hund besitzenden Vaters, ich hoffe, dass der Teufel aus dem Beagle steigt und mir anbietet, einem ernsten, dunkeln, höchstens österlich-violetten Gottesdienst beizuwohnen.
21.03.2012
Das Tagebuch von Charlie Charles
Mit etwas Glück wird man Teile des folgenden von mir verfassten PR-Textes kommende Woche in der NÖN Neunkirchen lesen können:
Florian Karl Dandler hat einen Roman über einen Cowboy und dessen vielfältige Persönlichkeit geschrieben, der im Vindobona-Verlag veröffentlicht wurde. Es ist eine Mischung aus Western, Reisebericht, theologischen Traktaten und pornographischem Schundheft.
Zum Autor.
Florian Karl Dandler begann im Alter von 14 Jahren, das „Tagebuch von Charlie Charles“ aufzuzeichnen. Damals spielt er noch mit Playmobil Cowboys und Indianern, seine jugendliche Fantasie erschafft die Romanfigur Charlie Charles, die im Wilden Westen Duelle eingeht, Gangster verfolgt, sich mit Indianern verbrüdert.
»Es ist ein Entwicklungsroman«, sagt der 23-jährige Autor, der das Buch unter dem Pseudonym Florian Karl veröffentlichen ließ. „Da wir jedes Jahr in den Ferien auf Urlaub geflogen sind, geht auch Charlie Charles auf Reisen.“
Als Dandler Theologie studiert, begegnet sein amerikanischer Romanheld im österreichischen Dorf seiner Vorfahren einem charismatischen Prediger.
Es ist die Story, die diese Lebensabschnitte auf spannende Art neu schildert und zueinanderführt!
19.03.2012
Katholische schulen
Wichtiger als missbrauch „bis in die neunziger jahre“ (profil): der heutzutage dort grassierende pietismus, die verweichlichung, der m a n g e l an zucht u ordnung.
17.03.2012
Pfeifen und Lächeln
02.03.2012
Endlich ein Smartphone
07.02.2012
ORF: Die Mikrowellenspeisen unter den Journalisten
23.01.2012
Clash within civilizations
Einige Hongkonger weisen eine Festlandchinesin zurecht, die in der Ubahn frisst. Darauf wird in einer Umfrage festgehalten, dass (nur) 34% der Hongkonger sich Chinesen dünken; darauf lässt ein Nachfahre von Konfuzius, Herr Kong Qingdong, den weisen Spruch los, die Hongkonger seien »Hunde, keine Menschen«.
Zivilisationsübergreifend: die Stärke Bohrers und Hongkongs; die Dummheit chinesischer Hongkongtouristen und Philosophenerben.
1. Bohrer wetterte jahrzehntelang gegen den Akt des Essens in öffentlichen Räumen (siehe z.B. Stil oder maniera? oder dieses geile Geruchsgespräch.) Als er anlässlich seines Rückzugs als Herausgeber der Zeitschrift Merkur im Radio interviewt wurde – siehe Link oben –, kam das Gespräch wieder auf dieses Thema, und er verkündete ohne eine Spur des Überdrusses seinen Ekel vor »Törtchen« und Bahnhöfen, die zum »Fressen« verleiten.
2. Ein Volk, das sich als Gemeinschaft von »Menschen« sieht und seine Nachbarn als Ansammlung von »Unmenschen«, »Hunden« oder dergleichen, ist auf dem Weg zum Krieg – so in etwa die Meinung Richard Rortys in einer seiner pragmatisch-ethischen Abhandlungen. Weil das erlaube, jeden umzulegen, der einem partout nicht als Mensch vorkommen will. Es sei besser, wenn man sich selbst und die andern als leidende Kreaturen beschreibe. Denn leiden tun wir alle.