Rainald Goetz beschreibt seit seinem ersten Roman Irre immer wieder die Handlung des Sprechens losgelöst vom Sprecher. Zuletzt in Loslabern und Johann Holtrop verwendet er hierzu die Verben »An-« und »Zutexten«. Stoße ich gestern bei Robert Walser auf diesen Satz: »Da verwandelte sich auf einmal die [] Wohnung in den Laden jenes häßlich frisierten und geschminkten Zigarrenweibes, bei dem Joseph früher täglich auf einem Stuhl gesessen hatte, um Geschichten aus ihrem Mund anzuhören.« Oder Elektra, nachdem sie Rache für ihren ermordeten Vater Agamemnon phantasiert, in Tanzekstase gerät, und ihre störende Schwester anfaucht: »Was willst du? Rede, sprich, ergieße dich, dann geh und laß mich!«
Auf solche Art zu sprechen, den Sprecher von seinem Text zu spalten, ist sicher beim Pöbel etwas ganz noch Unerhörtes. Er hört hier und da einen Politiker an einem anderen Politiker »verbalen Durchfall« diagnostizieren, was aber – selbst oder gerade für den Pöbel – zu unseriös ist, eine zu gemeine, Deixsche Metaphorik, mit der man nicht an die richtige Stelle im Hirn appelliert, da das Gewissen, das Es, oder was auch immer, selbst beim schlimmsten Grobian einen Funken Anstand besitzen muss, daran muss man glauben, sonst verfällt man in die Lage, wo man glaubt, es habe alles keinen Sinn, und an diesen Anstand muss man sich richten, indem man z.B. sagt: »Stoppen Sie bitte die Wörter aus Ihrem Mund.«