27.08.2013

Romananfang: Trottelmotto

In der traditionellen modernen Tiradenmanier verfasst, die ich im Alter von 14 Jahren erlernte, formell nichts Neues; und inhaltlich nichts Neues. Eine entspannende Schreibübung zum Abendausklang.

Es war eine vertrottelte Stadt. Der Pöbel Trottel, die Klein- und die Großbürger Trottel, die Regierenden Trottel, alle Einwohner seit Generationen Trottel, die Zuwanderer, wenn sie nicht, wie meistens der Fall, schon Trottel waren beim Zuwandern, sehr bald nach dem Zuwandern Trottel, integrierte Trottel, assimilierte Trottel, nicht integrierte Trottel. Alle zwei Jahrzehnte fragten die Regierungstrottel in ihren Trottelbesprechungen, was ihre Trottelstadt »ausmache«, und weil ihren Trottelhirnen, mit dem erwiesenerweise schlabbrigsten Liquor darin, dem beispielhaften Trottelliquor, nichts Gescheites einfiel, nichts Gescheites einfallen konnte, weil es ja Trottelhirne waren, volle Trottelhirne, erwachsene durchprogrammierte unveränderbare Trottelhirne, fragten sie die PR-Trottel ihrer Stadt, was man die Journalisten und die Stadtbeamten in ihre Programme und Applikationen reinschreiben lassen könne, was nach dem Reinschreiben mit dem Titel »Stadtimage« rubriziert und als Stadtimage publiziert werden konnte, was in der von den amerikanischen Trotteln programmierten Applikation namens »Trottelgerede« getwittert werden, und was auch gedruckt, und ausgeteilt werden konnte, und von den Trotteln angeschaut werden und weggeworfen werden konnte, damit die ärmsten Trottel eine Arbeit hatten, nämlich die Trottelzeitung mit dem trotteligen Stadtimage in einen Altpapiercontainer zu stopfen, damit sie Geld erhielten, damit sie bei einem Trottelimbiss ein Fleischgemisch bezahlen konnten, das sie essen mussten, weil sie hungrig waren wie ein Trottel.
Die PR-Trottel setzten sich zu einem »Brainstorming« zusammen, weil sie aus Erfahrung und Bequemlichkeit und aus standhafter jahrelanger Verrichtung ihres trotteligen Gewerbes wussten, dass beim »Brainstorming« die versammelte »crowd« eine Idee gebären würde, aufgezeichnet vom PR-Trottel, der an einer aufgestellten Platte stand, über die ein weißer Bogen Papier gespannt wurde, auf den die Ideen der Trottel niedergeschrieben, hingekritzelt, aufgemalt werden konnten. Was die PR-Trottel als Idee gebaren, eine simple Behauptung, gefiel keineswegs der gesamten Trottelrunde, und sie würde vielleicht nicht einmal einer Mehrheit der Rathaustrottelrunde gefallen haben, wenn sie eins zu eins von der Ideenplatte der Trottel per Trottelkurier ins Trottelrathaus geschickt worden wäre, aber die Trottel verwandten noch viele Tage darauf, den Satz von der Platte zu holen, ihn in einer anderen Schrift sich anzusehen, in dreihundert Schriften, und bei der trotteligsten Schrift angelangt, sagte der Ober-PR-Trottel, das zische, er sagte zwar nicht, es zische voll, weil er wusste, dass es nicht voll zische, aber er hatte sich vor fünf Wochen seinen neuen trotteligen 7er BMW, gemacht für den typischen 7er Trottel, gekauft und war knapp bei Kasse, jetzt rein das Girokonto betrachtet, sonst eh gut aufgestellt, aber der Auftrag des Rathauses musste prompt geliefert werden, und der musste nicht voll zischen, einfach zischen reichte, weil das Rathaus dann ja auch gar nicht so gut bezahlte wie andere Auftraggeber in der Trottelstadt. Dann wurden dem neuen Motto, dem »Claim« der Stadt, wie die Behauptung im Jargon dieser Fachtrottel hieß, vorne und hinten ein paar Seiten hinzugefügt und der Packen wurde geheftet, schön geheftet sagte der PR-Trottel-Boss, weil es gibt ja kein Leben außerhalb der Schönheit und folglich selbst für Trottel, oder gerade für Trottel, Schönheit im Leben, naja es wusste aber auch jedes Trottelkind, dass Schönheit ein Grundrecht der Trottel war. Das Produkt der PR-Trottel landete auf dem Schreibtisch des Bürgermeisters der Trottelstadt. Die Trottelfinger blätterten. Das Trottelauge fand den »Claim«: »Wurz ist anders.«