Ich erweitere den Vertrieb meiner Geistesprodukte auf die Plattform soup.io, man findet mich hier. Ich kann da sehr einfach sehr schnell etwas »Sinnvolles« oder auch nicht-Sinnvolles (bei dem man dann aber fleißig nach einem Sinn sucht) erstellen. Besser gesagt: Wenn ich mich durchfallartig äußern muss – so wie andere das auf Facebook tun –, tue ich es auf soup.io. Ich habe alleine heute:
• Ein Foto von einem schönen Graffito hochgeladen.
• Eine Art tweet geschrieben.
• Einen Song hochgeladen, den ich selbst komponiert habe.
• Auf einen geilen Song der ansonsten durchschnittlichen, einfach nur japanisierten Punk spielenden japanischen Band Go!Go!7188 verlinkt.
• Ein Foto meines Kumpels flok kommentiert.
• Auf meine hiesige (Blog-)Abhandlung »chinesisches Radfahren« verlinkt.
Diese Aufspaltung hat wohl etwas mit Nietzsches Vorstellung eines Zweikammernsystems der Kultur zu tun. Man kann es auch »doppelte Buchführung über die menschlichen Geistesaktivitäten« nennen. Auf soup.io stell ich blind das mir Gefallende; hier denke ich darüber nach. Tue als ob. Z.B. über meine eigentliche Abneigung gegen Graffiti und darüber, weshalb ich diese Abneigung nicht zu einer generellen Empörung gegen dies oftmals pöbelhafte Kunsthandwerk disziplinieren kann. Auf soup.io mach ich Instantsuppe; Pulver und heißes Wasser; hier aber koche ich Leberknödelsuppe. In langwierig gebrauter Rindsbouillon. Erweiterung der Zutaten und der Zeit zur Zubereitung. Während des Kochens etwas anderes machen. Die Suppe sich entfalten lassen. Der Zutat eine Essenz entlocken, anstatt bloß einem Pulver durch Aufguss heißen Wassers zum intendierten Schicksal (nennen wir es »Themenkarriere«) verhelfen.
Das klingt alles sehr gut. Aber keine Angst, ich bin kein Angeber. Ich behaupte nicht, dass meine Rindssuppe in einem Haubenrestaurant serviert werden kann. Wird sie ja auch nicht! Darum geht es. Blogger kochen sich ihr eigenes Süppchen, gewöhnen sich daran, und es wird ihnen allmählich egal, dass es etwas Besseres geben könnte.