Es gibt das Handy nicht nur zum Eintragen von Kontaktdaten, Terminen und zum Aufrufen einer Adresse. Das Handy als Wegbegleiter muss zwangsläufig auch zum Notieren von belanglosen Texten verwendet werden: Handys müssen auch für den Schriftsteller handy sein.
Und weil der Schriftsteller beizeiten Texte zu erstellen hat, die er nicht aussprechen - also zum Beispiel, wie Goethe es tun würde, der Assistentin Siri von Apple diktieren - möchte, muss er diese Texte auch schreiben können, im altmodischen Sinne einer händischen Eingabe, und dabei schweigend.
Der Schriftsteller geht durchaus mit der Zeit, er kann geschwind Texte herbeiwischen - die "swype"-Technologie von Samsung ist die erste den Ansprüchen des Schriftstellers genügende. (Abgesehen von den verrückten japanischen Teenagerinnen, die in den 1990ern mit ihren in der Ubahn getippten Handy-Romanen Aufsehen erregten.) Durch dieses Wischen entsteht auch das Gefühl eines fließenden Schreibprozesses, erinnert an Schreiben in Schreibschrift.
Mit dem iPhone von Apple wird der Schriftsteller sich nicht anfreunden. Die swype-Apps fürs iPhone sind extra hochzufahren und aus ihnen ist Text zu exportieren, zu kompliziert.
Siri ist wie gesagt laut anzusprechen, aber man ist nicht immer in seinem Schreibzimmer und kann ein säuisches Gedicht drauflosdiktieren (ich möchte wissen, ob Goethe obszöne Gedichte ebenfalls dem Schreiber John und anderen Schreibern diktierte oder diese selbst aufschrieb).
Oder diese Notiz, die ich mir voriges Jahr während einer Busfahrt in China machte:
"Das schlimmste Geräusch: ein chinesischer Mann beim Gähnen."
hätte, wenn er mich beim Diktieren verstanden hätte, den chinesischen Sitznachbarn verletzt, da er es ja ganz natürlich findet, wie er laut und lange und stimmhaft gähnt; aber zumindest hätte ich mich für das Diktieren geniert, weil es ja auf Deutsch geschehen wäre und mein Umfeld nicht deutschsprachig war; und auf jeden Fall würde ich so eine Notiz auch in deutschsprachigem Umfeld nicht von anderen hörbar aussprechen - da ich mich, vor allem, ja nicht als Notizen Nehmender zu erkennen geben möchte.
Das händische Schreiben auf dem iPhone funktioniert einfach nicht gut, die Tasten sind zu klein, die Worterkennung schlecht bzw. schlecht zu handeln.
Diese Art von Schrifsteller, der auf das händische Schreiben beharrt, mag vielleicht in Zukunft die Entsprechung zu jenem Schriftsteller sein, der heutzutage auf Schreibmaschinen einhackt. Aber: dieser Schriftsteller wird auf jeden Fall: sein.