Das Bein soll beim Radfahren fast gestreckt sein.
25.03.2010
24.03.2010
23.03.2010
Chinesisches Radfahren (I)
Start einer Fotoserie. Mitten auf einer von Autos wimmelnden Kreuzung in Xi'An fand ich im Juli 2008 das wunderbar andere China, das einzelne westliche Intellektuelle – z.B. Herbert Müller-Guttenbrunn, Georg Kreisler – lange beschworen und das seit dreißig Jahren zu verschwinden zu drohen scheint.
Von vorbeizischenden Elektroradfahrern und unglücklichen Rasern schied ich das, was ich »chinesische Radfahrer« nenne: die Künstler der besonnenen Fortbewegung – die erhabensten Schlenderer! Sie strahlen Gemächlichkeit aus... eine andere Praxis des Radfahrens als jene von Wettbewerb und Körperschindung geprägte »westliche«.
Bild 1 zeigt einen nicht gerade entspannt schauenden Radfahrer. Er grübelt vielleicht; vielleicht ist er dumm und kann nicht anders schauen. Vielleicht ist das Radfahren anstrengend – es sei ihm zugestanden, denn die Kreuzung ist höllisch – der unbefahrene Asphalt rings um das Rad täuscht – Busse und Taxis warten vor den Ampeln darauf, losrasen zu dürfen. Sobald das Kreuzungsrund freigegeben ist, steht der Mann in Dauerbeschuss. Nicht, dass Lebensgefahr bestünde; die motorisierten Verkehrsteilnehmer sind aufmerksam genug. Aber der Radler hat sich in den Fluss der Motorisierung einzuordnen. Konzentration ist gefordert, ein Ausweg aus der Kreuzung wird anvisiert; eine kaum merkbare Erhöhung des Tempos; eine insgeheime Unzufriedenheit mit dem kleinen Vehikel, dem Ballast; Anstrengung – und alle Anstrengung konzentriert sich im Mann.
Aber die Frau! Die paradoxe Rettung des chinesischen Radfahrens! Sie sitzt wie eine Prinzessin auf dem Träger; mühelos schweben ihre Füße, ihre Stöckelschuhe über dem Asphalt; ein Arm ist zart, lose um den schlanken Bauch gelegt. Sich auf einem Rad durch die Gegend fahren lassen – wo sieht man das »bei uns« noch! Das Bedenken der idealen Position beiseite lassen, nicht plump rittlings aufsitzen, sondern elegant im »Damensitz«... sich dabei die Anstrengung des Beinehochhaltens nicht anmerken zu lassen, oder sogar nicht einmal zu spüren... wie bezaubernd!
Von vorbeizischenden Elektroradfahrern und unglücklichen Rasern schied ich das, was ich »chinesische Radfahrer« nenne: die Künstler der besonnenen Fortbewegung – die erhabensten Schlenderer! Sie strahlen Gemächlichkeit aus... eine andere Praxis des Radfahrens als jene von Wettbewerb und Körperschindung geprägte »westliche«.
Bild 1 zeigt einen nicht gerade entspannt schauenden Radfahrer. Er grübelt vielleicht; vielleicht ist er dumm und kann nicht anders schauen. Vielleicht ist das Radfahren anstrengend – es sei ihm zugestanden, denn die Kreuzung ist höllisch – der unbefahrene Asphalt rings um das Rad täuscht – Busse und Taxis warten vor den Ampeln darauf, losrasen zu dürfen. Sobald das Kreuzungsrund freigegeben ist, steht der Mann in Dauerbeschuss. Nicht, dass Lebensgefahr bestünde; die motorisierten Verkehrsteilnehmer sind aufmerksam genug. Aber der Radler hat sich in den Fluss der Motorisierung einzuordnen. Konzentration ist gefordert, ein Ausweg aus der Kreuzung wird anvisiert; eine kaum merkbare Erhöhung des Tempos; eine insgeheime Unzufriedenheit mit dem kleinen Vehikel, dem Ballast; Anstrengung – und alle Anstrengung konzentriert sich im Mann.
Aber die Frau! Die paradoxe Rettung des chinesischen Radfahrens! Sie sitzt wie eine Prinzessin auf dem Träger; mühelos schweben ihre Füße, ihre Stöckelschuhe über dem Asphalt; ein Arm ist zart, lose um den schlanken Bauch gelegt. Sich auf einem Rad durch die Gegend fahren lassen – wo sieht man das »bei uns« noch! Das Bedenken der idealen Position beiseite lassen, nicht plump rittlings aufsitzen, sondern elegant im »Damensitz«... sich dabei die Anstrengung des Beinehochhaltens nicht anmerken zu lassen, oder sogar nicht einmal zu spüren... wie bezaubernd!
12.03.2010
Beitrag für Wettbewerb schlechter Geschichten
Ein Autorenverein in Hamburg sucht die schlechteste Geschichte der Welt. Hier meine Einsendung, entstanden im August 2009:
Wir alle haben unter unseren alten Bekannten jemanden, der vielleicht nicht unser Freund war, den wir aber schätzten und für immer in wohlwollender Erinnerung behalten. Ich traf auf so einen verehrten Menschen, als ich vor ein paar Monaten, im Supermarkt, eine Jause kaufte. Er stand »plötzlich« vor mir an der Kasse, und ich war darüber so erfreut, dass ich ihn grüßte und ihm die Hand drückte, als wären wir früher eng miteinander verbunden gewesen. Er war überrascht von der Überschwenglichkeit, aber nicht peinlich berührt. Er merkte, wohl unbewusst, dass in meiner Begrüßung die Hoffnung lag, mit ihm, nach vielen Jahren, ein längeres Gespräch führen zu können, und war selbst nicht abgeneigt. Er schlug vor, nach Art von alten Bekannten, sich am Abend auf ein Bier zu treffen. Jetzt müsse er etwas erledigen, und morgen reise er wieder aus der Stadt ab.
Ich sollte am Abend an einem Empfang von Geschäftsleuten teilnehmen und schlug dem Mann »unverwandt« vor, dass auch er dorthin kommen solle. Momentan sah ich an seinem Anzug, seinem Hemd und an guten Lederschuhen, dass er sogar ohne Garderobenwechsel erscheinen werden könne, und zudem unterstellte ich ihm »insgeheim«, aufgrund des unbegründeten Wohlwollens, das ich für ihn hegte, dass er nichts anderes als eben ein tüchtiger Geschäftsmann, und eine Bereicherung der Abendgesellschaft sein könnte.
Er bestätigte meinen Glauben, indem er zufrieden meine Einladung annahm und sich für den Abend empfahl. Und so bezahlte ich »vergnügt« meine Jause, suchte mein Büro auf, und später das Hotel, in dem der Empfang stattfand.
Ich wartete, unter Händeschütteln, Smalltalk und Aperitivs, auf meinen Bekannten, und meine Freude blühte frisch und wie beim ersten Mal auf, als er, nach einer Stunde, den Festsaal betrat. Er hatte sich umgezogen, trug einen anderen, einfachen Anzug, und meine Hoffnungen erfüllten sich. Die Leute für sich gewinnend, stellte er sich schwungvoll und sympathisch vor, erzählte von seinem Geschäft, horchte auf ihre Berichte, und grub, nach seinem Verhältnis zu mir befragt, einige hübsche Erinnerungen aus, die nicht einmal ich mehr wusste, und die er sehr ergreifend schilderte. »Es entstand der Eindruck, als wären wir die besten Freunde, und indem dies geschah, fühlte ich mich, als sei es immer so gewesen.«
Gegen Mitternacht, da es ein großer Empfang war, lief überall noch die beste Unterhaltung, und es stießen weitere Gäste dazu. Endlich wurde der Kanzler gemeldet, der sein Kommen versichert, aber lange darauf warten hatte lassen. Natürlich kam es auf ihn nicht an, und so fiel der Eintritt des Regierungschefs, an der Hand seiner Gattin, und nicht einmal umschattet von Leibwächtern, kaum auf, und fügte sich in das belebte Kommen und Gehen.
Doch mein Bekannter unterbrach, als er den Kanzler erblickte, sein Reden, und folgte mit einem kalten Blick, der wie Frost auf sein Gesicht trat, dem ankommenden, fröhlich grinsenden höchsten Politiker. Nach zwei Sekunden blieb der Blick gleich wie der Kanzler, der sich zu einem Gespräch einließ, stehen, und mein Bekannter, wie ein Adler, der eine stillhaltende Beute fixiert, platzte los. Er stach geradewegs durch die Menge, die sich, teils gestoßen, teils vorsichtig und frappiert ausweichend, aus seiner Bahn spalierte, und begann auf halbem Wege, mit bebender Stimme, die Worte an den Kanzler zu rufen: »Steuern runter!«
Der Kanzler war dabei, seinem Smalltalkpartner die Hände zu schütteln, umzudrehen, und die nächste Begegnung, in der anderen Richtung, wo noch kein Aufhebens gemacht worden war, anzustreben, da ertönte wieder fürchterlich: »Steuern runter!«, und er wandte sich in die alte Richtung, sich erkundigend, »bitte was?«, als mein Bekannter, bloß noch drei Meter vor ihm, ein drittes Mal in erschreckender Aufwallung schrie, »Steuern runter!«, und noch einmal: »Sofort die Steuern runter!« Der Kanzler atmete kurz auf, da er seinen Leibwächter, der unbemerkt nachgekommen war, als Schutzschild, zwischen ihm und dem Aggressor stehend, erblickte, und setzte ein kalmierendes Lächeln auf, und legte sich einen Satz zurecht wie, »wir sind in einer Demokratie, da geht das leider nicht so sch...«, als, mit Urgewalt, mein Bekannter wie durch Papier stürzend den stark beleibten Leibwächter umhaute und mit den Händen den Hals des Kanzlers fasste, zudrückte, ihn zu Boden stieß, sich über ihm aufrichtete, weiter würgend, kräftig drückend, und dabei ohne Pause rief: »Steuern runter! Steuern runter! Steuern runter!«
Aus dem Zwischenfall wurde ein Aufruhr. Die Gäste versammelten sich schockiert um den Platz des Kampfes, wo hilflos der Kanzler ermordet wurde, peinigende Gurgelgeräusche von sich gebend, wo die Gattin des Kanzlers ohnmächtig umfiel, wo der Leibwächter, und noch vier andere Männer, kraftlos und erfolglos von hinten und von der Seite die angreifende Bestie in Zaum zu bekommen suchten. Polizisten rannten herein, »mit den verdammten Steuern runter!« von weitem hörend, und schlossen sich der machtlosen vielköpfigen Rettungsaktion an, aber ohne Chance.
Es dauerte lange; schon viele hatten schwarz gesehen. Mit Elektroschocks wurde mein Bekannter gezähmt, und mit Elektroschocks wurde der Organismus des Kanzlers wieder hochgefahren. Sein Hals war Wochen rot.
Ich besuchte meinen Bekannten nicht im Gefängnis. Die an jenem Abend Wirklichkeit werdende Freundschaft »kam mir nur mehr wie ein Traum vor«, so existent oder inexistent, so verschwunden und nur momentelang hoffnungsvoll imaginiert wie in den Jahren zuvor. Die Sehnsucht war weg, ihn kennen zu lernen; ein einziger Eindruck hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt, der Angriff, sein furchtbarer Würgegriff, das »erbarmungslose« Geschrei.
Es gab aber auch welche, die versuchten, der Szene einen positiven Sinn zu geben. Ein alter Steinmetz, der in seiner Jugend eine Bildhauerlehre gemacht hatte und das Handwerk noch bis zur Kunst beherrschte, meißelte den Tobenden, der den Kanzler auf den Boden hinuntergedrückt hielt, in Granit; in einen Sockel meißelte er, was ihm ein befreundeter Zimmermann empfohlen hatte:
Der Staat stiehlt ihr das Geld,
sie ist nicht mehr recht munter;
mit Wirtschaft stirbt die Welt,
drum fordert: Steuern runter!
09.03.2010
Friedensbrücke teilweise zerstören
Sie wird umgebaut. Auf der Südseite ist bereits ein neues Geländer angebracht. Das Geländer ist zu hoch. Es stiehlt Sicht. Man kann nicht ordentlich auf den Donaukanal schauen.
Ich habe ein Video von der unbescheidenen Spielerei gedreht und mit einem Brücken zum Einstürzen bringenden Kommentar versehen.
Ich habe ein Video von der unbescheidenen Spielerei gedreht und mit einem Brücken zum Einstürzen bringenden Kommentar versehen.
03.03.2010
Naomi Campbell einsperren
Sie hat schon wieder wen verprügelt, und niemand sperrt diese widerliche Gewalttäterin ein. Das finde ich nicht gut, da frustrierte, aggressive Frauen in der ganzen Welt sich Naomi indirekt zum Vorbild nehmen; ihre eigenen Gewalttaten legitimieren; sich einbilden, sie dürfen, weil sie wie Naomi einzigartig und eine starke Frau seien, bei Lust und Laune einfach losdreschen.
Wenn das so weitergeht, sind wir – die nicht immer gleich, oder sogar nie, oder zumindest gegen das stärker werdende Geschlecht nie die Faust einsetzen – in der ganzen westlichen Welt einem ganz schön großen Pöbel von Aggroweibers ausgesetzt. Die schlagen, weil sie sich nicht beherrschen können. Die sich nicht beherrschen, weil sie schlagen dürfen. Die schlagen dürfen, weil sie »mit einem blauen Auge davonkommen«. Weil ja eine schlagende Frau akzeptiert werden muss, und weil es ja nicht so schlimm sein kann, so ein Weiberwatscherl. Weil man ist Chauvinist und lässt sich vom schwachen Geschlecht nicht herausfordern!
Falsch! »Mit einem blauen Auge davonkommen« hieße idealerweise, dass man sich im Fall Naomi Campbell, z.B. als ihr Chauffeur, ihre Wut nicht gefallen lässt; einmal auf Deeskalationsverhalten verzichtet; – und zurückschlägt. Ihr ein blaues Auge verpasst. Nicht die andere Wange hinhält; nicht den Psychosprech anwendet (»Nein! Ich will das nicht! That hurts atrociously, my dear fellow!«). Die Fortsetzung des Neins mit effektiveren Mitteln.
Aber hier werde ich kleinlaut wie ein Kronen Zeitung-Kolumnist, der zusehen muss, wie seine aufflammende Gegenaggression vom Sturm guter Menschen erstickt wird. Denn was bringt es, Naomi zu schlagen? Man wird zum Buhmann. Oder man wird von Naomi umgebracht: die haut doch glatt wieder zurück, oder knallt dich mit einer Buffen ab.
Ich schlage den Opfern und den klugen Staatsanwälten (Strafrecht!) dieser Welt vor, Naomi Campbell zu verklagen. Kein Schmerzensgeld. Kein Vergleich. In den Knast mit der Furie! Das wäre für alle Opfer plötzlicher Frauengewalt eine Genugtuung, und für alle anderen Aggroweiber wäre es eine Warnung.
Wenn das so weitergeht, sind wir – die nicht immer gleich, oder sogar nie, oder zumindest gegen das stärker werdende Geschlecht nie die Faust einsetzen – in der ganzen westlichen Welt einem ganz schön großen Pöbel von Aggroweibers ausgesetzt. Die schlagen, weil sie sich nicht beherrschen können. Die sich nicht beherrschen, weil sie schlagen dürfen. Die schlagen dürfen, weil sie »mit einem blauen Auge davonkommen«. Weil ja eine schlagende Frau akzeptiert werden muss, und weil es ja nicht so schlimm sein kann, so ein Weiberwatscherl. Weil man ist Chauvinist und lässt sich vom schwachen Geschlecht nicht herausfordern!
Falsch! »Mit einem blauen Auge davonkommen« hieße idealerweise, dass man sich im Fall Naomi Campbell, z.B. als ihr Chauffeur, ihre Wut nicht gefallen lässt; einmal auf Deeskalationsverhalten verzichtet; – und zurückschlägt. Ihr ein blaues Auge verpasst. Nicht die andere Wange hinhält; nicht den Psychosprech anwendet (»Nein! Ich will das nicht! That hurts atrociously, my dear fellow!«). Die Fortsetzung des Neins mit effektiveren Mitteln.
Aber hier werde ich kleinlaut wie ein Kronen Zeitung-Kolumnist, der zusehen muss, wie seine aufflammende Gegenaggression vom Sturm guter Menschen erstickt wird. Denn was bringt es, Naomi zu schlagen? Man wird zum Buhmann. Oder man wird von Naomi umgebracht: die haut doch glatt wieder zurück, oder knallt dich mit einer Buffen ab.
Ich schlage den Opfern und den klugen Staatsanwälten (Strafrecht!) dieser Welt vor, Naomi Campbell zu verklagen. Kein Schmerzensgeld. Kein Vergleich. In den Knast mit der Furie! Das wäre für alle Opfer plötzlicher Frauengewalt eine Genugtuung, und für alle anderen Aggroweiber wäre es eine Warnung.
01.03.2010
Staatlich subventionierter Geschlechtsverkehr
[why tagged »management«? because it's b a d management]
Staatlich subventionierter Geschlechtsverkehr in der Secession war total bieder. Durch den Eventcharakter lauter legitimierte spießige Spanner, die in ein verlassenes Séparée gucken... wo gerade einmal ein Paar, vermutlich ein angeheuertes, »das alte Rein-Raus-Spiel« betreiben.
Vor dem Darkroom eine Schlange. Jeder Drankommende reißt – durch das Gefühl berechtigt, dass er verdient, etwas zu sehen zu bekommen (denn er hat die Steuer gezahlt, mit der die Räumlichkeiten erhalten werden, und auch Eintritt [ich musste übrigens ich weiß nicht warum keinen Eintritt zahlen]) – mit Wucht den Vorhang auf... aber the supposed Buderkammer scheint eher eine leere Rumpelkammer zu sein. Nein, es riecht eh nach Kondom, Sperma und, wenn man sichs einbildet, Fut. Irgendwer hats dort bereits getan. Aber ich werde den Verdacht nicht los, das waren Leute, die in jedem Museum die Spezialattraktionen ausprobieren. Das sind die Langweiler »schlechthin«.
Sexy Kleidung sollte laut Element6-Hausordnung getragen werden, aber the most boring outfit of all, dunkle Hose, Hemd und Pullover, sind stark repräsentiert und überrepräsentiert ist das gleiche Grundoutfit nur ohne Pullover. Was die Frauen anhatten habe ich mir nicht gemerkt.
Wenn der Ironist Without Being a Liberal den gesellschaftlichen Hauptstrom verkörpert, darf man aber annehmen, dass die normalen Swingerclubs in Wien gerade einen Zustrom an Kunden verzeichnen. Denn nach der Enttäuschung in der Secession sezessionierte sich ich in den Tempel. Wo mir die Coaching- und Psychotherapie-artige (und eh auch nette) Einführung in Club und Thema zeigte, dass die ganze zweite Generation Swinger halt keine passionierten Privatkellerficker mehr sind, sondern Geschäftsleute, die ihre (zunächst als auftretendes Neues) Perversitäten (zu nennenden) normalisieren, ethisch durchstrukturieren (wäre für Foucault interessant gewesen, die Begrüßungslektion), kommerzialisieren, also kalifornisieren oder, wie dümmere Zeitgenossen undifferenzierter als ich sagen würden, amerikanisieren.
I.e. we mean business. Und wirklich: Angeblich haben die Element6-Betreiber das Tempel-Konzept (statt des altmodischen nackten Herumrennens mit Handtuch einfach sexy Kleidung tragen, Verkehrsknotenpunkte fürs Schnackseln freimachen) übernommen. Benchmark!
Dass in diesem Business Element6 zum Auftrag gekommen ist, eine Fickinfrastruktur in die Secession zu verlegen, verdankt sich demnach einer besseren Vernetztheit der Element6-Betreiber in der Welt. Wahrscheinlich kennt der Schweizer »Künstler« (wie man den Kurator völlig richtig populistisch schreiben muss) einen von Element6. Er macht dem Bumsmanager das Angebot, und der ist einverstanden: Denn es ist Werbung, man hofft, es dient dem eigenen zukünftigen Geschäft. Dem »Künstler«, weil er Post von Jeanné und Aufträge für die documenta 13 bekommen wird. Dem Club, weil mehr Gäste mehr trinken. Jeder Swinger-CEO hätte das Angebot angenommen. Und jeder Nischenanbieter freut sich, von dem Anschwellen des Mainstreams frustrierte Alteingefickte in Zukunft in seinem »Swingerclub ausschließlich für Erfahrene« willkommen zu heißen.
Erstes Fazit und logischer nächster Schritt des Sexweltgeistes ist, sich seiner Fähigkeit zu besinnen, überall ficken zu können. Daher ist alles Fickinfrastruktur. Daher, Ficker: budert im Billa, in der Straßenbahn, im Kaffeehaus, auf dem Hochzeitsbankett, beim Chinesen, im Swarovsky-Flagshipstore auf der Kärntnerstraße, in der Lobby des Hotel Adlon Kempinski, auf der Schönbrunner Schloßstraße etc.
Zweites Fazit ist eine Kunstkritik. Wenn bekanntermaßen alle Kunst dem Schoß der Wirtschaft entspringt, warum ist die Performance so mies? Die Wirtschaft hat in der Secession einen Fehler begangen: In der Hoffnung auf die Zivilfickcourage der Wiener hat sie zu wenige professionelle Ficker engagiert. Eine größere Masse an nackter Haut, Erektionen, penetrierten Muschis; eine etwas mehr von Stöhnen und Glitsch als von »cooler« Musik geprägte Tonatmosphäre; ein paar auf unbedarfte Touristen losgehetzte (im Vorhinein pauschal bezahlte) Huren – – alleine diese paar Geschäftsmaßnahmen hätten den einen oder anderen Bürger in Geilheit versetzt, die größer als zur-Schau-gestellte-Aufgeklärtheit gewesen wäre, und hätten so ein innovatives Sexfest geschaffen, das dem Ort Secession würdig ist.
Staatlich subventionierter Geschlechtsverkehr in der Secession war total bieder. Durch den Eventcharakter lauter legitimierte spießige Spanner, die in ein verlassenes Séparée gucken... wo gerade einmal ein Paar, vermutlich ein angeheuertes, »das alte Rein-Raus-Spiel« betreiben.
Vor dem Darkroom eine Schlange. Jeder Drankommende reißt – durch das Gefühl berechtigt, dass er verdient, etwas zu sehen zu bekommen (denn er hat die Steuer gezahlt, mit der die Räumlichkeiten erhalten werden, und auch Eintritt [ich musste übrigens ich weiß nicht warum keinen Eintritt zahlen]) – mit Wucht den Vorhang auf... aber the supposed Buderkammer scheint eher eine leere Rumpelkammer zu sein. Nein, es riecht eh nach Kondom, Sperma und, wenn man sichs einbildet, Fut. Irgendwer hats dort bereits getan. Aber ich werde den Verdacht nicht los, das waren Leute, die in jedem Museum die Spezialattraktionen ausprobieren. Das sind die Langweiler »schlechthin«.
Sexy Kleidung sollte laut Element6-Hausordnung getragen werden, aber the most boring outfit of all, dunkle Hose, Hemd und Pullover, sind stark repräsentiert und überrepräsentiert ist das gleiche Grundoutfit nur ohne Pullover. Was die Frauen anhatten habe ich mir nicht gemerkt.
Wenn der Ironist Without Being a Liberal den gesellschaftlichen Hauptstrom verkörpert, darf man aber annehmen, dass die normalen Swingerclubs in Wien gerade einen Zustrom an Kunden verzeichnen. Denn nach der Enttäuschung in der Secession sezessionierte sich ich in den Tempel. Wo mir die Coaching- und Psychotherapie-artige (und eh auch nette) Einführung in Club und Thema zeigte, dass die ganze zweite Generation Swinger halt keine passionierten Privatkellerficker mehr sind, sondern Geschäftsleute, die ihre (zunächst als auftretendes Neues) Perversitäten (zu nennenden) normalisieren, ethisch durchstrukturieren (wäre für Foucault interessant gewesen, die Begrüßungslektion), kommerzialisieren, also kalifornisieren oder, wie dümmere Zeitgenossen undifferenzierter als ich sagen würden, amerikanisieren.
I.e. we mean business. Und wirklich: Angeblich haben die Element6-Betreiber das Tempel-Konzept (statt des altmodischen nackten Herumrennens mit Handtuch einfach sexy Kleidung tragen, Verkehrsknotenpunkte fürs Schnackseln freimachen) übernommen. Benchmark!
Dass in diesem Business Element6 zum Auftrag gekommen ist, eine Fickinfrastruktur in die Secession zu verlegen, verdankt sich demnach einer besseren Vernetztheit der Element6-Betreiber in der Welt. Wahrscheinlich kennt der Schweizer »Künstler« (wie man den Kurator völlig richtig populistisch schreiben muss) einen von Element6. Er macht dem Bumsmanager das Angebot, und der ist einverstanden: Denn es ist Werbung, man hofft, es dient dem eigenen zukünftigen Geschäft. Dem »Künstler«, weil er Post von Jeanné und Aufträge für die documenta 13 bekommen wird. Dem Club, weil mehr Gäste mehr trinken. Jeder Swinger-CEO hätte das Angebot angenommen. Und jeder Nischenanbieter freut sich, von dem Anschwellen des Mainstreams frustrierte Alteingefickte in Zukunft in seinem »Swingerclub ausschließlich für Erfahrene« willkommen zu heißen.
Erstes Fazit und logischer nächster Schritt des Sexweltgeistes ist, sich seiner Fähigkeit zu besinnen, überall ficken zu können. Daher ist alles Fickinfrastruktur. Daher, Ficker: budert im Billa, in der Straßenbahn, im Kaffeehaus, auf dem Hochzeitsbankett, beim Chinesen, im Swarovsky-Flagshipstore auf der Kärntnerstraße, in der Lobby des Hotel Adlon Kempinski, auf der Schönbrunner Schloßstraße etc.
Zweites Fazit ist eine Kunstkritik. Wenn bekanntermaßen alle Kunst dem Schoß der Wirtschaft entspringt, warum ist die Performance so mies? Die Wirtschaft hat in der Secession einen Fehler begangen: In der Hoffnung auf die Zivilfickcourage der Wiener hat sie zu wenige professionelle Ficker engagiert. Eine größere Masse an nackter Haut, Erektionen, penetrierten Muschis; eine etwas mehr von Stöhnen und Glitsch als von »cooler« Musik geprägte Tonatmosphäre; ein paar auf unbedarfte Touristen losgehetzte (im Vorhinein pauschal bezahlte) Huren – – alleine diese paar Geschäftsmaßnahmen hätten den einen oder anderen Bürger in Geilheit versetzt, die größer als zur-Schau-gestellte-Aufgeklärtheit gewesen wäre, und hätten so ein innovatives Sexfest geschaffen, das dem Ort Secession würdig ist.
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