22.07.2011

Graffiti unter Denkmalschutz

Müssen wir immer alles mit Sinn anfüllen? Jeden Quadratzentimeter Welt besamen? Plattgedrückte Kaugummis kleben lassen, nur weil jemand eine nette Zeichnung draufgemalt und »street art« dazu gesagt hat?

Ja, wir müssen. Der Westen verwandelt sich in eine einzige Tourismusstätte. Alles wird zum Museum, alles unter Denkmalschutz gestellt. Aus Allem weht ein heiliger Hauch; wir sind postmoderne Augustiner.

Wir sind halt einfach nicht so cool wie die Chinesen aus der armen Maozeit, die mit Pinsel und Wasser Schriftzeichen auf die Straßen malen (ohne sie vor dem Verschwinden zu fotografieren und sie danach, wie Ben Wilson, in einer [Flickr-] Galerie zu verewigen). Und Kaugummiwegschaber gibt es bei uns auch keine.

Der Vorsitzende eines islamischen Kulturzentrums in Bristol ließ ein Affengraffiti des mittlerweile weithin bekannten street artists Banksy übermalen. Es folgte ein Aufschrei in der Kunstwelt, eine Entschuldigung des unbedarften Muslims, und der Versuch einer Restaurierung. Was man bislang eher bei Kathedralen, Kapellen und der Akropolis und so gewohnt ist.

Dieser Blogger verleiht im Cyberspace den, sagen wir, »Legalisten« eine Stimme, die Graffiti als kriminellen Akt sehen und die Zuordnung ins Kunstsystem verweigern.