27.06.2013

Lebensmaschinen

Im Dunkeln, eingehüllt vom Regen draußen, gingen die Arbeiter der TD-Fabrik stoisch ihren Dreh-, Press-, Plombierungs- und Schleifarbeiten nach heute. Ich verachtete ihre Sturheit und die spartanische Pseudocoolheit ihres Chefs, der von den Lichtforschungen des Betriebsökonomen Taylor aus den 1920ern natürlich nie etwas gehört hat oder solche Erkenntnisse mit dem Einwand wegwischt, das sei eine westliche Errungenschaft bzw. er stehe unter Kostendruck.
Es erinnert mich aber auch an meinen Großvater, der seit Jahrzehnten mit derselben Bandsäge Bretter und Sparren herstellt. Zum Schärfen der Sägeblätter misst er die Zähne mit einer analogen Schiebelehre unter dem kargen wärmlichen Licht einer Tischlampe. Er hat sich dem Fortschritt in seiner Branche jahrzehntelang versagt. Er hat keinen Nachfolger, da sein einziger männlicher Nachkomme als Säugling gestorben ist und er keine seiner vier Töchter für wert oder tauglich befunden hätte, es werden zu können. Mit 86 Jahren schneidet er nach Lust und Laune, der Nachfrage seines kleinen Marktes nach, das wenige Holz, das er aus seinem Walde schlägt.
Wenn einst in großem Maß die 3D-Drucker laufen, wird in China irgendwo ein alter Mann Späne von Plastikrollen oder Stahlrohren drehen. Sein Leben läuft synchron zu dem seiner Maschine, für die er keine Abschreibzeit von vier, zehn oder zwanzig Jahren kennt.