06.04.2013

Gemächlich Hochhäuser bauen

Der aktuelle Wiener Hochhausdiskurs als Lehrmaterial für politische Begriffe.
Reaktionär: Die Wiener Aktivisten verhindern den Bau des Hochhauses auf dem Grund des Eislaufvereins und reißen das Hotel Intercontinental nieder, da bereits dieses gegen die Prinzipien des Denkmalschutzes verstieß. Der Sündenfall muss rückgängig gemacht werden.
Marktwirtschaftlich. Man lässt die »Investoren« bauen, wie sie wollen. (Sie werden einen gewaltigen Turm hinsetzen. Vor ihm werden Sitz- & Liegeobjekte à la »Enzi« hingestellt. Die Öffentlichkeitsarbeiterin der Investoren und Erfinderin der Enzis wird von der Notwendigkeit dichten Bauens sprechen und diesen Wohnturm »Vorzeigeprojekt« nennen.)
Konservativ. Das Wohnbauamt schreibt vor, das Intercontinental stehen zu lassen, da es zum Stadtbild dazugehöre mittlerweile, und, als neueres Denkmal, dieselbe Pflege benötige wie andere alte Bauten. Für das neue Wohnhochhaus daneben werden »strenge Richtlinien« erlassen die Höhe betreffend;
Progressiv: ...das Wohnhochhaus darf das Intercontinental nur so weit überragen, dass der Eindruck einer gemächlichen Steigerung entsteht, gemächlich-g'mütlich-wienerisch; eh gut. Übersetzung: »harmonisches Wachstum«.
Die zeitgenössische chinesische Architektur zur Anschauung gemächlichen Überragens und over-the-top-Überragens: 1) Eine Wohnhausanlage in Cixi, Provinz Zhejiang; 2) Ansicht eines Kolonialgebäudes in Dalian, hinter dem ein Bombast-Breithochhaus prunkt.















Fotos: Wilhelm, 1774 (2013)