24.03.2013

Schenkt zu Ostern ein Rad!

Palmsonntag. Drüben in Europa zumindest. Ostern beginnt, ich sitze im Nebel. Von der San Bei Xi Da Jie dringen die Hupen herauf in den 9. Stock wie jeden Tag.
Der Blog hier ist obskur - die Leserzahlen gering. Ein einziger Eintrag verschafft mir regelmäßig dutzende Zugriffe: Zwei gegensätzliche Fahrradgedichte, jedes Mal via Google, Suchbegriff "Gedicht Radfahren". Wie es mich rührt! Die Menschen schenken Räder - mit Gedichten. Und sie stoßen auf ein Gedicht, weil ich (in der hinterlassenen Privatbibliothek eines wohlhabenden sozialistischen Managers) darauf gestoßen bin.
Aber der Blogeintrag zeigt ja nicht nur ein Fahrradgedicht, sondern auch ein zweites, wo das Radfahren gar nicht so vorkommt. Daher hier noch einmal das eine, positive Gedicht, "Radlers Seligkeit" von Richard Dehmel (1891):


Wer niemals fühlte per Pedal,
dem ist die Welt ein Jammertal! 
Ich radle, radle, radle.

Wie herrlich lang war die Chaussee! 
Gleich kommt das achte Feld voll Klee. 
Ich radle, radle, radle.

Herrgott, wie groß ist die Natur! 
Noch siebzehn Kilometer nur. 
Ich radle, radle, radle.

Einst suchte man im Pilgerkleid 
den Weg zur ewigen Seligkeit. 
Ich radle, radle, radle.

So kann man einfach an den Zehn 
den Fortschritt des Jahrhunderts sehn. 
Ich radle, radle, radle.

Noch Joethe machte das zu Fuß, 
und Schiller ritt den Pegasus. 
Ick radle!