26.10.2018

An 88

Aus dem prallgefüllten Smartphone drängen sich ein paar Fotos auf, über die ich schon länger berichten wollte. Da war vor einigen Wochen ein Magazincover des Fleisch mit der Zahl 88 und der Frage, ob sie auf ein Cover geschrieben werden dürfe. Das hat mich nicht so neugierig gemacht, dass ich die Antwort des Magazins erfahren musste. Mir verkrampfte sich das Hirn oft genug, wenn ich in China beim Anblick der dortigen Glückszahl 88 an den leidlichen Hitler-, Nazi- und Antifadiskurs denken musste*, anstatt ein kleines Glücksgefühl erleben zu dürfen wie die abergläubischen Einheimischen. Wenn ich jetzt endlich ein Foto eines meiner schönsten Notizhefte online stelle, ein winziges Ding mit der Zahl 88 aufgedruckt, ist das ein kleiner, wie heißt es so schön, „Befreiungsakt“.


* Auch wenn 7, 13 oder 28% der Bevölkerung** frühere oder latente Nazis sind, liegt es mir fern, denen den Gebrauch des Hakenkreuzes zu verbieten oder jene Zahl zu verteufeln. Ich sag das in vollem Bewusstsein und solider Kenntnis einiger Gegenargumente. Ja, womöglich erschießt mich wer und werden Nichtnazis ermordet, wenn man so wehrlos lebt. Dagegen meine ich, wehrhaft werde ich nur sein, wenn ich mich wehre, und dazu gehört nun einmal ein handfester, offen unguter Nazi, der spannende Wortwechsel, das Training auf offener Straße.
** Eine kürzlich erschienene und z.B. im Kurier besprochene „Werte“-Studie ermöglicht interessante Schlüsse.