24.11.2013

Beruf: Dichter

In einem Macauer Casino arbeitet ein Dichter für die v.i. Gäste.

04.11.2013

Döner-Touchscreen-Panorama

Die niederösterreichische Kleinstadt Neunkirchen ist von den Erhebungen der Voralpen umgeben. Ein kleines Einkaufszentrum nahe der historischen Innenstadt wird, zur Huldigung dieser Berge, »Panoramapark« genannt: es ist als U gebaut, aus dem der Blick in ihre Richtung geht.
Der Blick endet aber an Häusern umliegender Siedlungen. Das Bergpanorama ist in echt nicht zu sehen. Statt ihm wurde auf Traufehöhe des U-förmigen Gebäudekomplexes ein (Panorama!)-Foto angebracht. Hier eine Ansicht aus der Nevilliergasse.












Dieser typische Kleinklotz von Einkaufszentrum fällt in den alten Gassen Neunkirchens auf, die über die Jahrhunderte so geworden sind, wie sie nun stehen, und eine passable Innenstadt ausmachen. Logos und Schriftzüge finden sich da in den Mauerputz eingesenkt oder als Eisengestell; Überbleibsel aus einer Zeit, da Logos dreidimensional hergestellt wurden, und nicht nur von einem Grafikdesigner in zwei Dimensionen ausgelegt.
Das handwerkliche Manko wird durch Aufblasen der Buchstaben und der Leuchtdichte wettgemacht. Bis in die Hinterhöfe leuchtet nun: Lichtverschmutzung.











Von Norden angenähert, erblickt man die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Das Panoramafoto wird sich wohl nie in diese Gegend einschließen und stimmig dazugehören, wie die gotischen und barocken Umbauten der ursprünglich romanischen Kirche; oder wie z.B. der abstrakte Soravia-Flügel, der vor dem Museum Albertina prangt; sondern eher unpassend bleiben.
Es gibt eine banale Einsicht aus der Gastronomie hier neu zu entdecken: photographische Darstellungen und Materialien halten in Außenarchitektur schlecht und patinieren erbärmlich, würdelos. Die »Panoramapark«-Designer müssen Türken sein, die mit der Speisekartengestaltung von Döner-Kebapläden groß geworden sind.











Jemand hätte ihnen sagen sollen: »Ich glaube, das Markenpanorama klebt da wie ein riesiger Taps-Schirm, die Anzeige auf einem Tabletcomputer, das Foto wirkt wie ein präinstallierter Bildschirmhintergrund. Oder ein Riese aus einer anderen Welt hat einen riesigen Flyer zerrissen und diesen Schnipsel weggeworfen; der Schnipsel setzte in Neunkirchen auf.
Bei der Gestaltung dieser Bande seid ihr dem Trugschluss aufgesessen, dass ein beruhigendes Naturfoto als Hintergrund für ein ansprechendes Logo sorgt und Marken für ansprechendes Design. Grafik ist nicht Architektur.«