31.12.2024

Denglisches Un-Kompositum des Jahres 2024

„Ergänze unser Out-of-the-Box Mindset mit deiner Persönlichkeit“, warb Firma Wüstenrot auf Linkedin. Ich hoffe sie fand die Richtigen für ihr Schubladenmindset. Wir outside of Wüstenrot sind es nicht.

21.06.2023

IMS ist 4,3 Mrd. Dollar wert

Intel verkauft an Bain Capital 20% ihrer Anteile am  Elektronen-Multistrahl-Maskenschreiber-Hersteller IMS Nanofabrication mit Sitz in Brunn am Gebirge, IMS ist demnach 4,3 Mrd. US Dollar wert:

Intel Stock Drops Despite Plan for Cost Savings. This Is Why.
https://www.barrons.com/articles/intel-stock-price-foundry-event-today-5ea04754?st=svx45tc1loaukzk

16.06.2023

Jene Yangmei Books

Ihr Ziel ist, „die schönsten Lesebücher der Welt“ zu machen – bislang sind sie gut unterwegs, denn meine neue Novelle „Jene“ wurde brillant lektoriert, gesetzt und gedruckt. Danke, Yangmei Books (alias „Bayberry Books“), ah und happy Bloomsday!

02.01.2023

Englische Komposita 2022

Letztes Jahr wieder schöne Wörter gelesen und gehört, z.B.

game intelligence
population bottleneck
occasion noise
journalism standpoint
out-of-the-box choice
product execution missteps
crisis of democracy apocalypse
price realization
deal slippage
live-work loft
survey doom
battlefield setbacks
mindset shift
zeitgeist shift
superhero skin
wintertime surge
analyst hesitance
apprentice aristocrat
box fatigue
choice architect
Miracle Whip lunch talk
cancer cluster
elevation shift
data multiplier effect
coffee table composition
controller dexterity
headache topic
fresh start moments
temptation bundling
crypto enthusiast president
state weirdness
China shutdown impacts
supply chain clarity
twin focus
a roller coaster few years
Hinterhof-Credibility
growth game changer
security threat landscape
treasure-hunt atmosphere
business builder mindset
breakthrough work
charity climb
catastrophe losses   
cold-war superpower gambit
Inflation ‘Aha’ Moment
unit cohesion
meme stock money
notebook shipment weakness
Cold War Self-Reliance
superpower conflict
combat readiness
problem statement
social justice parenting
profit obstacles
buyer friction
thought provoker
pinprick Pearl Harbor events
summer-day vagueness
karma leak
showstopper problem
schedule failure
launch cadence
bookcase credibility
vomit comet
Dust Bowl deprivation
“rebel without a cause” confidence
narcostate
stage-IV wisdom
full-moon breath-work sessions
khaki pants whisperer
curfew lullaby
leap-year bug
bunker mentality
mainstream consciousness
pleasure horizon
scope creep
concierge storage services
reaction skin tone
can-do reaction
bias avoidance
big picture considerations
interior designer mother
rock-bottom price points
misread move
marathon floor amendment process
mind-set shift
vaccine hesitation
elbowroom
employment backdrop
prayer space
Vaccine salvation
cubicle vibe
chocolate cake answer
not a stream-of-consciousness communicator
synergy moments
72 basis point March nadir
capability perspective
funnyman
think tank conservatives
Climate Anxiety
mission passion
meme stock
diversity shortfall
big tech-on-big tech violence
proof point
performance psychopath
water anxiety
emotion regulation problem

Und ein Kompositum mit der “of”-Präposition:
wave of schadenfreude  

20.02.2022

Kein Ornament und Verbrechen

Weil meine ersten zwei Küchen so schön geworden sind aber ich Gefahr laufe meinen Einbauschrank zu versemmeln: den Bildband Einbaumöbel als Inspiration und als Warnung entliehen, mit seinen Fotos und geistreichen Bildtexten aus den Altbaurenovierungen und Villenneubauten großteils reicher und neureicher Deutscher. Er löst beim ersten Durchblättern diese Gedankenfetzen aus: „Clever, puristisch, kühl, primitiv, eigentlich gigantischer Materialverschleiß, aufgeblasen, riesige Scheidungsmasse, Kreativität in der Flächenverteilung, aber ärmliche Flächengestaltung, am ehesten noch Ansätze zu Tiefengestaltung, in den Bücherregalen die Krimibestsellerautoren überwiegend, Porsche- und Vogue-Ästhetik, seelenlos, zutiefst germanisch simplizistisch, kein Ornament ist auch ein Verbrechen.“

18.02.2022

Mir gefällt alles

I Dig Everything von David Bowie

Da Neil Young Spotify verlassen hat musste ich mich nach dem besten Cover von Barstool Blues umsehen, und das ist es: Barstool Blues von Hooton Tennis Club

Der antisemitische Duden

Ein Kollege schmeißt mir jeden Tag die zwei Gratis-Boulevardzeitungen auf den Tisch, die er von seiner Fahrt in der Wiener Ubahn mitnimmt. Meistens dazu die Bemerkung: „Damitsd dich lückenlos informieren kannst.“ Die im wörtlichen Sinn etwas schmierigen Blattln liegen dann auf meinem Tisch und fragen mich, was denn aus meiner Liebe zu Tageszeitungen geworden ist. Gute Frage, denke ich ... hat sicher was zu tun mit Reifwerden, Fachkompetenz, guten Büchern und guten Podcasts. Sogar zum Ausbrechen aus seiner jeweiligen Filterblase, für Serendipität, Andersdenkendeverstehenwollen und fürs buchstäbliche Zeitunglesen braucht man ja keine Tageszeitungen mehr, und für die österreichischen gilt, was Armin Thurnher kokett an der Fachhochschul lehrte anno 2005, die „brauchen Sie eigentlich gar nicht lesen“.
Das war ein schöner Einstieg. Das Thema dieses Blogeintrags lautet „Der Jude im Wörterbuch“. Ich stieß am 8. Februar 2022 auf diese Meldung in einem der besagten Gossenjournale:

„Unwort? Duden warnt vor „Jude“ –
Laut Duden kann das Wort „Jude“ als diskriminierend empfunden werden, man solle daher z. B. „jüdischer Mensch“ sagen. Der Zentralrat der Juden lehnte in einer Reaktion solche Alternativen jedoch ab.“

Ich schreib das peinliche Thema hier nach all diesen Tagen nur, weil dieser Blog nach all diesen Jahren nur mehr ein Abstellgleis für meine unproduktiven Gedanken ist, für Geifer, Rage, Kritik, und weil das das bisher einzige Thema in diesem Jahr war, das mich sinnlos aufbrachte. Mit sinnlos meine ich: es ist Zeitverschwendung, über eine Sache emotional zu werden, über die wahrscheinlich sogar in der Duden-Redaktion nur ein oder zwei Leute so idiotisch denken und die allen anderen egal, weil „gegessen“ ist.

Dass der „Duden“ hier als Wörterbuch kapital versagt – weil er nicht Bedeutungen definiert, sondern Sprachgebrauch vorschreibt, weil er Knigge für den weltfremden deutschen Schambürger ist, nicht für den Schreibenden, der ein Wörterbuch braucht –, haben andere anderswo dargelegt – und damit meine ich keine aktuellen Kommentare oder Feuilletons, sondern einen Kommentar, der vor Jahren im Forward stand. Ich verlinke beizeiten auf ihn.

Beispiele für gängigen, natürlichen, vernünftigen Sprachgebrauch. Der unvergessliche Mickey Sabbath in Philip Roths Roman Sabbath’s Theater, der Soldat Mellish im Film Saving Private Ryan, der Fußballtrainer Andreas Herzog im Fußballpodcast Phrasenmäher, alles in Curb Your Enthusiasm.

Diesen Juden und Nichtjuden will der „Duden“ nun allen Ernstes seine Judenscham verklickern. Dass er „Duden“ aber noch peinlicher ist, als die Zeitungsgeschichte nahelegt, zeigt sich, wenn man nun „Jude“ auf duden.de wirklich eingibt und folgendes Ergebnis erhält:

– –  abgerufen heute, am 17.2., um 22:16, ein Screenshot ist bei mir hinterlegt – –

Suche nach Jude
Ihre Suche im Wörterbuch nach Jude ergab folgende Treffer:

Nicht­ju­de
Substantiv, maskulin – männliche Person, die kein Jude ist; …
ZUM VOLLSTÄNDIGEN ARTIKEL →

Sa­b­re
Substantiv, maskulin – in Israel oder Palästina geborener und …
ZUM VOLLSTÄNDIGEN ARTIKEL →

ewig
Adjektiv – 1a. zeitlich unendlich; unvergänglich, zeitlos; 1b. die Zeiten, den Wechsel überdauernd; …
2. sich immer wiederholend; endlos, übermäßig …
ZUM VOLLSTÄNDIGEN ARTIKEL →

Man sieht dann: der „Duden“ weiß, was ein Nichtjude (Goj, Nkri, Heide) ist, ein Sabre, aber das Wort „Jude“ definiert er ja überhaupt nicht, lieber schmeißt er ein Adjektiv auf die Ergebnisseite dazu, „ewig“, das überhaupt nichts mit der Suche zu tun hat und so wohl andeuten soll „weg mit euch, hier gibts nicht mehr zu sehen!“

Ich behaupte nun: der Duden ist antisemitisch, – – nicht weil er „ewig“ bei den Ergebnissen bringt und hier das alte Drecksklischee „ewiger Jude“ aufleben lässt, ich glaube hier ist einfach ein falscher Algorithmus am Werk, der naiv Anfragehäufigkeiten bündelt, das ist halt die Usermasse die anscheinend oft nach diesem Thema fragt – – sondern der Duden ist antisemitisch, weil sein Sprachknigge ja auch Juden gilt, und der Duden auch Juden irgendwie mitteilt, he, wir sind in einer fortschrittlicheren Zeit, bitte mach mal nicht so krass auf Jude.

Ich werde vielleicht diesen Blogeintrag noch etwas umschreiben damit die Teile besser zusammenhängen, aber vielleicht auch nicht, es ist wirklich zu peinlich, solche Gedanken auch nur anzudenken, geschweige denn auszuschreiben.

Eigentlich kann man dem Ganzen etwas Erfreuliches abgewinnen, man kann sich froh schätzen, kein „Dude“ sein ... ein politischer Analphasler, der das vormals wichtigste WÖRTERBUCH der DEUTSCHEN Sprache mitschreibt ... aber mit dem Zeitenwandel und ringend mit dem Bedeutungsverlust gegenüber Open Source, und ringend mit ... Wörtern ...

Mir fällt zu der leidigen Sache aber noch etwas ein, und jetzt wirds sogar echt geil. In meiner privaten Notizsammlung funkelt es bereits seit Jahren ... so geil ist das Wort. Ich schlage es hiermit dem Duden vor:

Es gibt ja, man höre und staune, lasche Juden, die Gojim heiraten, Speck essen, samstags was arbeiten etc. etc. ... und einer der berühmtesten ist natürlich Leopold Bloom aus Ulysses mit seiner Schweineniere und mit seinen Gewissensbissen während des gesamten 16.6.1904. Wie so oft ist es wunderbar, wenn man so eine Berühmtheit mit einem „Fragment“ paart, einem eigentlich der Weltgeschichte unbekannten Element. Den findet man z.B. in der super Flughafenkolumne von Haaretz, wo vor ein zwei Jahren ein italienisch-jüdischer Koch gestand, bei dem und dem italienischen Rezept tut er sich schwer, den Originalgeschmack koscher (nämlich ohne Schmalz!) herzustellen. Ich stelle aber vor: Siegfried Daniel, Sohn eines Greißlers in dem niederösterreichischen Dorfe Kirchberg am Wechsel, irgendwann auch am Anfang des 20. Jahrhunderts. Laut einem Zeitzeuginnenbericht in einem hochinteressanten (und todtraurig machenden) Buch über Juden dieser Gegend vor dem Holocaust soll dieser Siegfried gerne Grammeln gegessen haben. Natürlich nehmen wir diese „oral history“ mit einer Prise Salz, vielleicht stimmt es nicht, schlimmstenfalls muss man annehmen dass eine alte dumme Antisemitin falsch wahrgenommen und falsch erinnert hat. Aber künstlerisch spielend, die alte Zeit vor unserem geistigen Auge aufleben lassend (man wär gern Olga Tokarczuk und schriebe einen ganzen Roman...), stellen wir uns Siegfried vor, den Juden, wie er tatsächlich wo eine Handvoll Grammeln sich reinwirft, und nach der (sporadisch antisemitsch missbrauchten...) Weise, ein Kompositum mit „Jude“ zu bilden, erscheint das erheiternde Epithet „Grammeljud“! Es ist wunderschön und sehr vielfältig, weil liebevoll verwendbar, schimpfend, aber hauptsächlich: treffend bezeichnend. Das, was man eigentlich von einem Wörterbuch erwartet.

01.11.2021

Mit Data Scientists Zeit sparen

Some thoughts on David Simchi-Levi, Kris Timmermans, A Simpler Way to Modernize Your Supply Chain, Harvard Business Review, September – October 2021, p133–141

Metrics.
KPP: key performance predictors: “metrics that indicate what the state of the supply chain will be in the next {}” (in the case of consumer packaged goods example firm: three to six weeks; in the case of makers of fashion products: “selling seasons last no more than 10 or 11 weeks.”)

Model:
Apply either a strategy of efficiency or a strategy of responsiveness to your supply plan according to which segment your products belong to:
Part your products into low volume / high volume on a y axis.
Part into low demand volatility / high demand volatility on the x axis.
Divide the low demand, low low volatility products into 2 segments:
low-margin products.
high-margin products.
Products with high volumes, low volatily: source efficiently (to save cost)
Products with high volatility: source responsively (to assure high service levels)
Products with low volumnes, volatility:
prefer efficiency for low-margin products;
prefer responsiveness for high-margin products.

Operations.
Get rid of consensus forecasts and traditional S&OP (sales and operations planning). Get a data scientist. Get data from multiple sources (e.g. customer demand, shipments to retailers, macroeconomic data, events, holidays, competitors’ promotions) to create a “unified view of demand” and create detailed supply plans. Allow for the data to be described easily – by showing how they came into being as a fusion of weighted variables. Compare actual demand with the plans to follow up and find out how big and why there are differences.

Externality facts.
Variability in customer demand is lower than variability in retail orders.
(Similar to: workshop – purchase orders!)
Traditional S&OP takes up to one month to complete a plan for a 50 to 80 weeks horizon.

Semantics and curiosities.
I think you have to dissect these kinds of articles on supply chain management techniques and describe them on a high level in order not to get lost in different terminologies that, in the end, all describe the same (like an earlier adoption of the S&OP framework in Demand Driven S&OP by the DDMRP movement), without highlighting the actual change that may have taken place.
I suggest we recall the work of Agraval, Gans, Goldfarb – Prediction Machines. Thus when Simchi-Levi and Timmermans, in essence, just propose to increase order cycles (by performing a weekly, “smart execution” S&OP based on additional “KPP – key performance predictors”), their process just calls for a review of automatically generated data by “prediction machines”, to be okayed by humans, to cut short discussions about data, and to shorten the time horizon at which managers are looking at – thereby decreasing the stakes.
The difference is in readily available, trustworthy data and relative ease of making statements and arriving at conclusions about those data. Nowadays there seems to be less wriggle room in presenting and interpreting the data as opposed to 1980s ur-style S&OPs taking up to one month, where “[t]raditional approaches employ consensus forecasting, in which (...) all the functions get together and hash out a compromise uniform forecast”.
I assume: How organizations design dataframes and receive data has changed fundamentally. While in earlier times data sets may have been somewhat magically gathered and let’s say “chauvinistically” presented by managers, it seems managers may now oftentimes be coupled with (trained!) “data scientists” (p137) to design dataframes, and when the data are presented, with everone knowing that data scientists were involved in the design and gathering of data, they are also more likely to have veracity to them.

25.10.2021

ERRRF

Ich dump das schnell hier rein zum Zeitstempeln


INTRODUCING ERRRF:
the
Executive Reports Reading and Reporting Framework
A tutorial to help you read and analyze business reports and make structured notes and scalable memories.

From any given business report, extract / distill / get
• metrics
• operational insights
• externality facts
• {your} curiosities

Do not write a summary. Work with what you get from:

metrics – to learn about which metrics the report uses and how the company says it scores;

operational insights – to learn about how the company functions. The more detail, the better;

externality facts – to learn more about topics that touch on a wide range of issues, not solely the company;

curiosities – to feed your own memory with stuff you care about.
 
While this last part – curiosities – is the least important concerning the business report, I need to describe it to help you understand that it is important for you. Curiosities may have nothing to do at all with the company, its business, or with business or economics in general. They may even distract you – and that is the reason you should write it down. When some fact, turn of phrase or pictorial detail strikes you as “curious,” you are “distracted” already – you are gripped by a topic that you have thought about before and are now surprisingly receiving some new impulse to continue to think about that topic. Unless you were encouraged by an authoritative consultant (e.g., psychiatrist) to suppress such thoughts, you should just make a note.

15.08.2021

Gebt den Rollern Blinker

Rollerfahrer geben kein Handzeichen, weil das gefährlich ist. Einhändig zu fahren ist auf einem E-Scooter schwieriger als auf einem Fahrrad.

Wenn das Kuratorium für Verkehrssicherheit nun zu einer für die Banalität ihrer Erkenntnisse sehr späten Zeit eine Statistik vorlegt und mahnt, Handzeichen zu geben, unterstützt es die (angebrachte) Empörung der Autofahrer und Fußgänger, trägt aber zur Verkehrssicherheit wenig bei.

Ein vernünftiger Vorschlag des Kuratoriums wäre: „Jeder E-Scooter muss mit einem Blinker ausgestattet sein, um auf öffentlichen Straßen fahren zu dürfen. E-Scooter ohne Blinker werden von Parkwächtern konfisziert.“ Die Beamten dürfen ihn umformulieren, damits keiner mehr versteht und er eh wirklich ein Gesetz werden darf.

Bevor das Gesetz dann verabschiedet wird, sollten die Politiker es unseren Unternehmern erzählen – damit sie einen Vorteil haben und früher als andere Marktteilnehmer Roller mit Blinkern herstellen, beschaffen oder umrüsten können.

Ich bin gespannt auf die für Herbst angekündigten Verkehrsvorschriften der Wiener Stadtpolitik. Nach Jahren der Säumigkeit hat die Politik sich endlich ihrer Aufgabe angenommen, verbindliches Recht für alle zu schaffen.